Schlangenbach

Vom Werden und Vergehen

Alte Kemptener Bürger können sich noch an den Schlangenbach erinnern, der in mehreren Verzweigungen durch die Stadt floss. Der Schlangenbach ist ein über mehrere Jahrhunderte entstandener künstlicher Wasserlauf, der sich geschickt vorhandene Bachläufe zu Nutzen macht. Um dies zu erreichen, sind viele Windungen und Wasserumleitungen erforderlich, die dem gesamten Wasserlauf zu einer "Schlange" formen.

Außerhalb der Stadt Kempten kann man den Schlangenbach noch erleben. Um ihn zu Fuß auf seinem Weg vom Eschacher Weiher bis zum Hehlenwehr zu begleiten, muss man im Frühjahr oder Herbst die Wanderschuhe anziehen, denn man muss querfeldein gehen. Den Verlauf und Bilder der einzelnen Anlaufpunkte können Sie der Skizze entnehmen.

Verlauf des Schlangenbachs


Der Schlangenbach wird auch Mühlbach genannt, denn seine ursprüngliche Hauptaufgabe war die Nutzung der Wasserkraft zum Antreiben von Maschinen. So finden wir noch heute entlang des künstlichen Wasserweges Mühlen, wie die Pflaumenmhle, das Sägewek in Masers oder die Ermengerster Säge.

In Mühlen wurde:

  • Korn gemahlen,
  • Lein, Raps und Mohn zu Öl gepresst,
  • Baumrinden zum Gerben von Leder zerkleinert (Lohmühlen),
  • Baumstämme zu Brettern gesägt,
  • Textilien zerstampft, um sie dichter zu machen (Walkmühlen),
  • Messer und Werkzeuge geschärft (Schleifmühlen),
  • Knochen zu Dünger verarbeitet und
  • Schmiedehammer angetrieben.

Mit dem Aufkommen der Elektrizität verloren die Mühlen und damit der Schlangenbach an Bedeutung.

In der Stadt Kempten verzweigte sich der Schlangenbach bevor er schließlich in die Iller mündete.

Heute erinnern noch Straßennamen (z.B. Kanalweg) und neu erstandene symbolhafte Wasserläufe, wie am Residenzplatz oder das Mühlbachviertel an den Schlangenbach.

Liest man über die Entstehung des Schlangenbachs, bekommt man Respekt vor der planerischen und technischen Leistung, die hier vollbracht wurde. Interessant sind auch die Kämpfe zwischen der Reichs- und der Stiftsstadt über das Wasserrecht.

Die wohl ausführlichste Darstellung der Geschichte des Schlangenbachs stammt von dem Bürgermeister Adolf Horchler.

Der ehemalige Stadtbaumeister Bruno Steinmetz hat eine sachliche Beschreibung zusammengestellt, die mit einem Plädoyer für die Wiederbelebung des Schlangenbachs endet. Hierzu wurde auch eine konkrete Planung mit Kostenschätzung erstellt.

Ein weitere Ausarbeitung über den Schlangenbach hat Herr Werner Rödder erstellt.

Die Heimatdichterin Else Eberhard-Schobacher hat dem Schlangenbach ein Gedicht gewidmet.

Im Rahmen von Baumaßnahmen kam immer wieder der Wunsch auf, den Schlangenbach zu öffnen. Hierzu hat das Tiefbauamt eine Sachstandsdarstellung erarbeitet.

In der Allgäuer Zeitung wurde mehrmals über das Schicksal des Schlangenbachs berichtet.

  • Die Geschichte des Schlangenbachs AZ 1968
  • Kurzfassung der Geschichte  mit Hinweis auf Schautafel AZ 1979
  • Kurzfassung mit Stadtplan AZ 1998
  • Architekturentwürfe für Residenzplatz mit Wiederbelebung des Schlangenbaches AZ 1998
  • Das Ende des Schlangenbaches AZ 2001
  • Der Schlangenbach soll sichtbar bleiben AZ 2012
  • Ins Rohr geschaut AZ 2012-11
  • Schlangenbach trennte und vereinte zugleich AZ 2018
  • Steinmetz möchte den Schlangenbach zurückholen Az 2022

Ich bedanke mich bei der Stadtverwaltung Kempten für die Einsicht in die vorhandenen Unterlagen und bei Herrn Hermann Wipper für die Erkundung des Schlangenbachs im Gelände.

Es wäre schön, wenn ich zu dem Thema Schlangenbach Bilder und Geschichten von Leuten zugesandt bekäme, die den Schlangenbach noch erlebt haben.

© Siegfried Neukamm