Steinmetz möchte den Schlangenbach zurückholen

Langjähriger Baudirekt feiert seinen 90. Geburtstag. Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit dem sagenumwobenen Wasserlauf durch die Stadt. Im Calgeerpark steht eine neue Info-Tafel über die vielen Mühlen am Bach.
Von Ralf Lienert

Kempten Um den Schlangenbach ranken sich bis heute Mythen und Geschichten. Einer, der viele davon kennt, ist Bruno Steinmetz. Der langjährige Baudirektor der Stadt Kempten feiert am Montag, 3. Oktober, seinen 90. Geburtstag.

Seit Jahrzehnten beschäftigt er sich mit dem sagenumwobenen Wasserlauf und räumt gleich mit einer Mär auf: Der Schlangenbach hat überhaupt nichts mit Schlangen zu tun. Sicher gibt es an den Gewässern in der Region Ringelnattern, Kreuzottern und Blindschleichen, aber die spielen in Kempten keine Rolle. Der Schlangenbach heiße so, weil er sich durch die ganze Stadt schlängle, erklärt der Experte.

Steinmetz hat als Baudirektor viele Straßen und Kanäle erneuert und stieß immer wieder auf das mittelalterliche Wassersystem. Als ich 1992 in Ruhestand ging, habe ich mich intensiv damit beschäftigt und Erstaunliches gefunden. Der Schlangenbach war' eine Fernwasserversorgung, für die sogar ein Wasserlauf vom Rhein in die Donau umgeleitet wurde.

"Wir hätten uns schon viel früher dem Bach widmen sollen", sagt er selbstkritisch. "Für mich ist das Mühlrad am Adenauerring das Symbol für die vielen Mühlen, die bis in die, 1960er Jahre in Betrieb waren." Jetzt möchte Steinmetz den Bach dem Vergessen entreißen und sagte kürzlich zu OB Thomas Kiechle: "Vielleicht gelingt es uns, dass in der Stadt wieder ein Stück Schlangenbach plätschert."

In der Amtszeit von Steinmetz ist vieles entstanden, was heute ganz selbstverständlich erscheint: Die Fahrt auf dem Mittleren Ring, der Aufenthalt in den Kemptener Fußgängerzonen und auf dem Rathausplatz, das Radeln auf sicheren Radwegen, der Freudenbergtunnel oder ein intaktes Kanalsystem. Das und noch viel mehr ist in den Jahren zwischen 1961 und 1994 entstanden.

Kiechle lobte in einem Brief den Einsatz von Steinmetz für die Freiwillige Feuerwehr Kempten und im Verband Kommunaler Städtereinigungsbetriebe (VKS). Auch die in Kempten abgehaltenen Winterdienstseminare gingen auf Deine Initiative und Dein Wirken im VKS zurück!

Seine reiche Erfahrung und seine Fachkompetenz brachte Steinmetz auch im Stadtrat ein. 1999 kehrte er für die FDP als Nachrücker für Gisela Bock ins Rathaus zurück und gehörte dem Gremium bis zum April 2014 an. Er war im Verkehrsausschuss, Planungs- und Bauausschuss sowie im Liegenschaftsausschuss aktiv.

Baudirektor Bruno Steinmetz feiert am 3. Oktober seinen 90. Geburtstag, Sein jüngstes Werk ist eine Schautafel zum Schlangenbach.
Foto: Ralf Lienert.

Allgäuer Zeitung 1. Oktober 2022, Nr. 227