Ausführungen des Verfassers zu der Garnison Kempten wurden von mir weggelassen.
M. Kellenberger
rechtsk. Magistratsrat
Der Ursprung der Stadt Kempten ist in Dunkel gehüllt. Die erste Nachricht, die von ihr zu uns gelangte,
bezeichnet sie bereits als Hauptort der vor 2.000 Jahren in unserer Gegend wohnenden Estionen, eines Zweiges der
Vindelizier. Ihr Name war Cambodunum. Über den Platz, wo sie stand, können wir uns nur in Vermutungen ergehen.
Unser geschichtliches Wissen beginnt erst mit der Römerstadt Combodunum, die am Kreuzungspunkt zweier wichtiger
römischer Straßen, der von Italien kommenden und über den Fern, Reutte und Nesselwang an die Donau ziehenden Via Claudia
und der von Gallien (dem heutigen Frankreich) ausgehenden und über Bregenz und Isny nach Augsburg und Salzburg führenden
älteren Straße, entstanden war und auf dem Lindenbergerösch zwischen Ober- und Unterlindenberg lag. Hier spielte sie
als Handels- und Warenumschlagsplatz bis zum Aufblühen Augsburgs, das später vorwiegend den Verkehr zwischen Italien
und den römischen Niederlassungen nördlich der Alpen vermittelte, eine wichtige Rolle, und erst in der zweiten Hälfte
des dritten Jahrhunderts n. Chr. wurde sie verlassen, als die römische Grenzbefestigung (der Limes) nördlich der Donau
gefallen war und die Alamannen (Schwaben) immer tiefer in die römischen Provinzen eindrangen. Denn die unbefestigte
Stadt auf dem Lindenberge gewährte gegen den Ansturm der Feinde keinen Schutz. Aber schon zuvor hatte das Fallen des
Limes und der Ansturm und das Nachdrängen der Germanen die zurückweichenden Römer gezwungen, landeinwärts neue
befestigte Stützpunkte zur Verteidigung des noch restigen Besitzes anzulegen, und auf diesen Umstand wird es
zurückzuführen sein, dass die Römer im dritten Jahrhundert n. Chr., wo eben ihre Herrschaft an der Donau bereits
wankend zu werden begann oder schon erschüttert war, ein befestigtes Lager am Fuße der Burghalde errichteten.
In den Schutz dieses Lagers zog sich vermutlich aber auch die Bevölkerung zurück, die in der zweiten Hälfte des
dritten Jahrhunderts n. Chr. die Stadt auf dem Lindenberge verließ, und an dieses römische Lager an der Burghalde
knüpft aller Wahrscheinlichkeit nach auch die spätere germanische Siedelung und das heutige Kempten an.
Im 8. Jahrhundert, als die Römer längst aus dem Allgäu sich zurückgezogen hatten, erschienen in unserer Gegen
die Mönche Magnus und Theodor als Sendboten des Klosters St. Gallen und bekehrten die hier wohnenden Alamannen zum Christentum.
Theodor gründete in Kempten eine Zelle, der alsbald ein selbständiges Kloster folgte, und dieses wurde unter Zustimmung des
Abtes von St. Gallen im Jahre 752 zum Stifte erhoben. Sein erster Abt war der Mönch Audogar. Dem neuen Stifte wurden von der
Kaiserin Hildegardis, der Gemahlin Karls des Großen, namhafte Schenkungen - darunter auch die Burghalde -zugewendet.
Hildegardis wurde deshalb mit Recht als zweite Begründerin des Stiftes Kempten verehrt. Ihr Bildnis schmückte das stiftische
Wappen bis zur Aufhebung des Klosters.
Wo ursprünglich das Kloster des Stiftes Kempten stand, ist mit Sicherheit nicht zu ermitteln. Vermutlich
lag es in der Nähe der heutigen St. Mangkirche. Im 11. oder 12. Jahrhundert wurde es in die Neustadt verlegt, und dem neuen
Kloster folgte die neue Stiftskirche, die da errichtet wurde, wo heute der östliche Teil des Residenzgebäudes steht.
Daneben, im heutigen Kasernhofe lag der Friedhof.
Der sogenannte große Kauf
Neben dem Stifte entwickelte sich in allmählichem Werden auch die Stadt. Diese stand ursprünglich unter dem Schutze eines
königlichen Vogtes, später aber, in der Zeit der großen schwäbischen Kaiser, kam sie ins Eigentum der Hohenstaufen,
und nach deren Untergang waren die stiftischen Äbte, die ohnehin schon mancherlei Rechte und Besitzungen in der Stadt
hatten, bestrebt, sie vollständig unter die Herrschaft des Stiftes zu bringen. Dem widersetzten sich die Bürger, und
dies entfachte jene jahrhundertlangen Kämpfe, die viel Unerquickliches im Gefolge hatten, in deren Verlauf die Bürger
im Jahre 1363 die Burghalde erstürmten und zerstörten, und die erst zu Ende gingen, als sich die Stadt unter dem Abte
Sebastian von Breitenstein, der durch den Bauernkrieg in harte Bedrängnis geraten war, im Jahre 1525 vom Stifte um die
Summe von 32.000 fl. loszukaufen vermochte. Durch diesen sogenannten „großen Kauf", mit dem die Bürger auch in den Besitz
der Burghalde gelangten, wurde die Stadt erst in Wirklichkeit eine freie Reichsstadt. Bürgermeister der Stadt war damals
Gordian Seuter.
Kempten nahm in jener Zeit den Raum ein, den wir heute mit "Altstadt" bezeichnen. Es war mit einer
starken Mauer umgeben, die ihrerseits von mächtigen Toren und Türmen überragt war. Reste der alten Stadtmauer kann man
noch sehen am Aufgang vom Freudentale zur Burghalde, hinter dem Parkrestaurant, hinter der Diskonto- und Wechselbank,
an der Nordseite der Burghaldegasse, um Pfeilergraben und neben dem Eichamte. Das schönste und bedeutsamste Tor war das
Klostertor, das ungefähr da sich erhob, wo jetzt das Haus M85 des Uhrmachermeisters Bachschmid steht. Das Fischertor
vermittelte den Einlass in die Stadt von Süden her und stand in der Nähe der Wirtschaft zum Deutschen Kaiser. Das Neustätter
oder Waisentor beim prot. Waisenhause öffnete die Stadt gegen das Freudental und den Freudenberg, und das Illertor diente als
Verkehrspforte nach Osten hin gegen die Illerbrücke. Außerdem vermittelten Zugänge zur Stadt das Mühltor, das ungefähr
gegenüber dem städtischen Elektrizitätswerke stand und etwas nördlich von diesem Tore das Radbadtor, dann in der Illervorstadt
das unweit des sogenannten „Brotkorbs" gelegene Siechentor und das Steinrinnentor am heutigen Steinrinnenwege, der zur Höhe
führt, und endlich in der Nähe der städtischen Gasanstalt das Schwärzlinstor. Nicht weit vom Klostertore entfernt, in der
Nähe des jetzigen Städtischen Schlachthauses, stand der Malzmühlenturm, weiter östlich, unweit der jetzigen Zündholzfabrik,
der Heidenturm, und ungefähr in der Gegend des heutigen Eichamtes das Katzentörle mit dem Pfeilerturm. Zwischen letzterem und
dem Heidenturm, an der Stadtmauer, lag der Pfeilergraben, so benannt, weil in ihm die Pfeilschützen (Pfeiler) ihre Zielstatt
hatten. Auf der Südseite des Klostertores, ungefähr da, wo heute das Realschulgebäude steht, erhob sich der Rieggerturm und
etwas südlich im früheren Hasengarten (jetzt Garten des Parkrestaurants), wo die Stadtmauer nach Osten umbog, stand ein
kräftiger Eckturm. Vorhanden ist noch der alte Burghaldenturm.
In Handel und gewerblicher Betriebsamkeit stand Kempten hinter anderen kleineren Reichsstädten kaum zurück.
Rege Handelsbeziehungen unterhielt es nicht nur mit anderen deutschen Städten, sondern namentlich auch mit dem Auslande:
mit Tirol, Italien, Südfrankreich, Spanien, Portugal und Flandern. Von besonderer Bedeutung war aber seine Leinenweberei,
die jährlich 200.000 bis 300.000 Ballen Leinwand nach Italien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden und der Levante
geliefert haben soll.
Im 16. Jahrhundert hielt, wie in den meisten deutschen Reichsstädten, auch in Kempten die Reformation ihren Einzug.
Für sie wirkten besonders der Prediger Matthias Waibel und der Magister Jakob Haistung.
Schweres Ungemach brachten im gleichen und in den folgenden Jahrhunderten über Stift und Stadt Kempten
kriegerische Ereignisse.
Schon der Bauernkrieg war für das Stift verhängnisvoll. Im Jahre 1525 bemächtigten sich die aufrührerischen Bauern des
Klosters, plünderten es gründlich aus, vernichteten die wertvolle stiftische Bibliothek samt den Urkunden und machten
selbst vor den Altären und Heiligtümern des Gotteshauses nicht halt.
Noch schlimmer aber hausten im 30jährigen Kriege im Stifte die Schweden. Das Kloster ward 1632 neuerdings
der Plünderung preisgegeben und schließlich in Brand gesteckt, so dass es samt der Kirche ein Raub der Flammen wurde.
Aber auch die Reichsstadt hatte unter den kriegerischen Wirren schwer zu leiden. Die Kaiserlichen hausten in der Stadt,
nachdem sie unter Oberst König im Jahre 1633 die Schweden aus ihr vertrieben hatten, entsetzlich. 1.600 Menschen,
darunter Bürgermeister Zacharias Jenisch, sollen zugrunde gegangen sein. Drei Tage wütete das Feuer in der Stadt,
und den Schaden, den die Bürger an Hab und Gut erlitten, schätzt man auf 4 Tonnen Gold. Dazu kamen schwere
Kontributionen, die der überwundenen Stadt auferlegt wurden, Und als einige Zeit später die Schweden, geführt
von General Horn, neuerdings vor den Toren der Stadt erschienen, erklärte der kaiserliche Kommandant den Ratsherren
der Stadt, er werde, wenn sie nicht für den Abzug der Schweden Sorge trügen, die ganze Stadt niederbrennen, und zur
Bekräftigung dieser Drohung ließ er in der Tat die Illervorstadt, die damals 72 Häuser zählte, durch Feuer
vernichten, Daraufhin zogen die Schweden zwar ab, kamen aber unter Horn im folgenden Jahre (1634) wieder zurück,
nahmen die Stadt ein und zwangen die kaiserliche Besatzung auf der Burghalde zur Kapitulation. Wenn nun auch die
Schweden nicht lange blieben und noch im gleichen Jahre die Stadt räumten, so erfreuten sich die Bürger doch nur
kurze Zeit der Ruhe. Denn alsbald hielten neuerdings kaiserliche Truppen ihren Einzug in der Stadt, und zu allem
Übermaß gesellte sich zu den Schrecken des Krieges im Jahre 1635 eine schwere Hungersnot und die Geisel der Pest,
der in der Stadt allein 3.000 Menschen erlegen sein sollen.
Als endlich die Schrecknisse des Krieges gewichen und Friede wieder eingezogen war ins Land, ging Fürstabt
Giel von Gielsberg im Jahre 1651 daran, für den im Jahre 1632 durch die Schweden zerstörten Münster durch Errichtung einer
neuen Kirche auf dem St. Lorenzberge, der heutigen St. Lorenzkirche, Ersatz zu schaffen, und unter dem gleichen Abte
folgte im Jahre 1655 die Inangriffnahme des Klosterneubaues, der heutigen Residenz. Die Bauleitung, die, was den
Kirchenbau anlangt, anfänglich dem Baumeister Michael Beer aus Au im Bregenzerwalde anvertraut war, lag der Hauptsache
nach in den Händen des Baumeisters Johann Serro aus Neuburg a. D.
Allmählich siedelte sich um das neue Kloster auch eine bürgerliche Niederlassung an, für die der Fürstabt
Rupert von Bodman 1712 vom Kaiser das Stadtrecht erwirkte. Diese Niederlassung entwickelte sich als Stiftsstadt Kempten
selbständig neben der Reichsstadt Kempten, und dies Verhältnis dauerte fort, bis im Jahre 1811 beide Städte zu einem
einzigen Gemeinwesen verschmolzen wurden.
Staatsrechtlich und politisch von Bedeutung war es, dass die Fürstäbte durch den Westfälischen Frieden
ihren Landbesitz die Souveränität erlangten, und dass auch die Reichsstadt Kempten seit 1648 in die Reihe der souveränen
Staatsgebilde eingetreten war. Doch vermochte dieser Umstand die Wunden, die der 30jährigeKrieg geschlagen hatte,
insbesonders was die Stadt betrifft, nicht zu heilen, und dies zwar umso weniger, als die sogenannten Franzosenkriege zu
Anfang des 18. Jahrhunderts neues Leid und Ungemach über Stadt und Land brachten.
Mit den Heeren Ludwigs XIV., die im spanischen Erbfolgekriege nach Süddeutschland gekommen waren, hatte
sich Kurfürst Max Emanuel von Bayern in der Nähe von Memmingen vereinigt. Gegen sie rückten die Kaiserlichen heran, die bei
Dietmannsried Stellung nahmen. Aber noch ehe es zum Kampfe kam, wandten sich die Kaiserlichen südwärts und gegen den
Schwarzwald, ließen jedoch in Kempten eine Besatzung von 600 Mann zurück. Demzufolge ging das französisch-bayerische
Heer gegen Kempten vor, beschoss die Stadt und zwang endlich am 14. November 1703 den kaiserlichen Befehlshaber, der
mit seinen Truppen freien Abzug erhielt, zur Übergabe. Hierbei wurde das Stift abermals geplündert und in der Folge die
Stadt durch Einquartierung, Frondienste und Kontributionen schwer heimgesucht. Aber schon im folgenden Jahre erschienen
die Kaiserlichen unter dem Hauptmann Renner neuerdings vor der Stadt, drangen in sie ein und zwangen die Franzosen, die
sich auf der Burghalde verschanzt hatten, nach mehrtägiger Beschießung ihres Bollwerks zur Kapitulation. Von da an, und
nachdem sie im Jahre 1705 kaiserlichen Befehl vollends entfestigt worden war, hatte die Burghalde ihre Rolle als militärischer
Stützpunkt ausgespielt.
Nun trat in den kriegerischen Ereignissen bis zum Ende des 18.Jahrh. eine Pause ein. Aber der Kampf
Deutschlands gegen die junge französische Republik, aus dem die Napoleonischen Kriege sich entwickelten, brachten für
Stadt und Land noch drückendere und schwerere Not, als sie die kriegerischen Verwickelungen zu Anfang des 18. Jahrhunderts
im Gefolge hatten. Schon die Kämpfe der Österreicher und der unter dem Namen Condéer bekannten königstreuen französischen
Emigranten mit den republikanischen französischen Truppen unter Tharreau in den Straßen der Stadt, im Kemptener Walde und
bei Durach im Jahre 1796, die mit dem Rückzug der Franzosen über Martinszell und Immenstadt endigten, fügten der Stadt und
den von ihnen betroffenen ländlichen Bezirken schweren Schaden zu. Die Kriegskosten, die der Stadt Kempten bis dahin
erwachsen waren, betrugen nach dem von ihr im Dezember 1799 bei einer Kreisversammlung in Augsburg vorgelegten Ausweise
die fast unglaubliche Summe von 413.874 fl. Die Kämpfe mit den Tharreau'schen Streitkräften bildeten aber nur den Anfang
größerer Drangsal. Denn im Jahre 1800 kehrten die Franzosen abermals ins Allgäu zurück, besetzten die Stadt Kempten und
bezogen Lager bei Durach und Haslach. An letzteres erinnert noch heute ein Wandgemälde am sogenannten Franzosenhäusle in
Haslach. Dabei kam es wiederholt zu Plänkeleien mit den im Süden und Südosten stehenden österreichischen Truppen, und
das schon ganz verarmte Kempten hatte durch Kontributionen, die ihm der Feind auferlegte, und durch böswillige
Schädigungen, die es von den feindlichen Truppen hinnehmen musste, schwer zu leiden, bis die Franzosen endlich am 15.
April 1801 die Gegend verließen.
Aber der Friede dauerte nicht lange. Schon im Jahre 1809 erschienen nun die Tiroler und Vorarlberger, um
die ihnen von Napoleon aufgezwungene bayerische Herrschaft abzuschütteln, wobei Major Teimer mit 2.500 Mann, meist Bregenzerwäldlern, in die Stadt einrückte und dieselbe brandschatzte. Den Eindringlingen traten französische, bayerische,
und württembergische Truppen entgegen. Dies führte im Südwesten der Stadt auf dem Gelände zwischen Aich und
Marienberg wiederholt zu Kämpfen mit den Vorarlbergern, bis letztere zum endgültigen Rückzuge gezwungen wurden.
Das Andenken an diese Kämpfe bewahrt noch heute das sogenannte Vorarlberger Grab im Schwander Holz südlich von
Steinberg.
Inzwischen hatte sich ein Ereignis vollzogen, das politisch und wirtschaftlich für Stift und Stadt von größtem
Einfluss wurde: beide waren im Jahre 1802 dem Kurfürstentum Bayern einverleibt worden. Der letzte Fürstabt des Stiftes Kempten
hieß Kastolus Freiherr von Reichlin-Mehdegg, der letzte Bürgermeister der Reichsstadt Kempten Johann Jakob von Jenisch. In der
Zeit von 1808 bis zur Vereinigung des Illerkreises mit dem Donaukreise im Jahre 1817 war Kempten Kreishauptstadt.
Von dem, was das Mittelalter und die neue Zeit an Kunst- und Baudenkmälern geschaffen hat, ist im Laufe der
Zeit manches zugrunde gegangen. Besonders aber ist es zu beklagen, dass die schönen Stadttore und malerischen Türme, die das
Stadtbild ungemein reizvoll und abwechslungsreich gestalteten, einer übertriebenen Sorge für vermeintliche oder wirkliche
Verkehrsbedürfnisse späterer Zeiten und nicht zuletzt einer unverständigen Neuerungssucht und Missachtung des Alten zum Opfer
fielen. Doch blieb noch manches Schöne und Wertvolle aus Alt-Kempten erhalten, was nachstehend noch kurz berührt werden soll:
16.1 St. Lorenzkirche
Die St. Lorenzkirche, erbaut in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts im italienischen Barockstile (Jesuitenstile).
Sie schaut, vom Hügel, auf dem sie steht, aus der Umgebung wirksam herausgehoben, mit ihrer mächtigen Kuppel und ihren zwei
ragenden, schön in harmonischem Gleichmaß gestalteten Türmen heiter und würdevoll zugleich weit ins Land hinaus. In ihr besitzt
die Stadt ein kunstgeschichtlich bedeutsames und eindrucksvolles Bauwerk, das, von den umliegenden Höhen betrachtet, dem Stadtbild
etwas rhythmisch Anmutiges und Imponierendes verleiht.
St. Mangkirche
Die St. Mangkirche, deren Bau im Jahre 1426 begonnen wurde,
besitzt von Osten gesehen besondere malerische Reize. Ihre ursprüngliche Anlage trägt die Formen der Spätgotik. Im Jahre 1767
wurde sie vollständig renoviert und dem Geiste der Zeit entsprechend im Innern mit den noch vorhandenen außerordentlich schönen
Rokoko-Stuckornamenten geschmückt. Ihre letzte Renovierung im Äußern stammt aus dem Jahre 1911. Sie erfolgte nach den Plänen
und unter der Leitung des k. Professors Otto Schulz in Nürnberg. Im übrigen enthält die Kirche außer einem sehenswerten,
in spätgotischen Formen gehaltenen, nach einem alten Rothenburger Vorbilde von Vogt in Memmingen in Holz geschnitzten
Altare wertvolle Gemälde von dem Kemptener Maler Hau.
16.3 Keckkapelle
Die Keckkapelle. Dieses kunstgeschichtlich äußerst interessante und außerordentlich malerisch gelegene
Kirchlein reicht mit seinem ältesten Teile vermutlich bis ins 13. Jahrhundert zurück. Der Chor stammt aller
Wahrscheinlichkeit nach aus dem 14. Jahrhundert Die Verlängerung des Hauptschiffes bis zur westlichen Kirchhofmauer
soll im 16. Jahrhundert erfolgt sein. Das Innere des Chores zeigt hochinteressante gotische Bemalung aus der Zeit
um die Mitte des 15. Jahrhunderts. Die Erhaltung und Wiederinstandsetzung des Kirchleins dankt man der Heimatliebe
des Großkaufmanns und Kaiserlich Deutschen Konsuls Leonhard Kluftinger in Bologna und dessen Anhänglichkeit an seine
Vaterstadt.
6.4 Residenzgebäude
Das ausgedehnte Residenzgebäude, ehemals Sitz der Fürstäbte des Stiftes Kempten, wurde erbaut um dieselbe
Zeit, wie die St. Lorenzkirche, also ebenfalls in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Sehenswert und von hervorragender
Schönheit sind die ehemaligen, teilweise in den Formen des französischen Barocks und teilweise im Rokokostile
ausgeschmückten Prunkgemächer und Repräsentationsräume der Fürstäbte im 2. Stockwerke des vorderen Traktes, die dermalen
größtenteils dem k. Landgerichte und der k. Staatsanwaltschaft als Amtsräume dienen.
Rathaus
Das Rathaus, erbaut im 15. Jahrhundert in den damals üblichen spätgotischen Formen, erhielt im 16.
Jahrhundert das Kleid der Renaissance. Sein dermaliges Äußere stammt aus den Jahren 1874- 1876. Der Rathaussaal ist
sehenswert. Ihn schmückt außer einer schönen Stuckdecke im Renaissancestile ein von dem k. Akademieprofessor Adolf Hengeler
in München, einem Sohne der Stadt Kempten, gefertigtes, hervorragend schönes Ölbildnis des Kemptener Bürgers und
Wohltäters Chr. Marco Calgèer.
16.6 Kornhaus
Das Kornhaus, ein herrlicher Barockbau aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts, diente seinerzeit den
Fürstäbten Speicher für den Kornzehnt.
16.7 Landhaus
Das Landhaus birgt einen prächtigen, reich mit Stuckornamenten im französischen Barockstile
ausgeschmückten Saal, der unter den Fürstäbten von den Landständen als Sitzungssaal benützt wurde.
16.8 Zumsteinhaus
Beachtenswert ist weiterhin das Zumsteinhaus, ein vornehm wirkendes Gebäude im Zopfstil (Louis XVI.)
von bedeutender Schönheit mit wertvollen Balkongittern aus Schmiedeisen aus dem Jahre 1802. Daneben ein prächtiges
schmiedeisernes Tor aus dem Jahre 1803.
16.9 Rotes Haus
Nicht minder bemerkenswert ist das Haus (das sogenannte Rote Haus) an der Südseite des St. Mangplatzes,
das seinem Äußern nach in dem 17.Jahrhundert entstanden ist und als wohlerhaltenes Barockhaus eine Zierde des Platzes
darstellt. Die Harmonie seiner schönen Verhältnisse, die beiden wuchtigen Frontgiebel mit den zierlichen Erkern und das
hübsche Hauptportal an der Durchfahrt, über dem das Wappen der Familie von Jenisch angebracht ist, verleihen dem Gebäude
das charakteristische Gepräge eines vornehmen Patrizierhauses. Beachtenswert ist auch das schmiedeiserne Barockgitter im
Torbogen.
16.10 Londonerhof
Der Londonerhof, früher ein angesehener Gasthof, mit hervorragend schöner Rokokofassade, wurde
erbaut 1764. Sein jetziges Kleid erhielt er 1899. Die Pläne für die Wiederherstellung der Fassade fertigte Professor
Emanuel Seidl in München.
16.11 Unoldhaus
Das Unoldhaus (neben der Wirtschaft zum goldenen Kreuz) ist bemerkenswert wegen des schönen
Fresko-Gemäldes am Ostgiebel von dem Kemptener Kunstmaler Hermann Lang. Dieses Gemälde wurde angebracht, um daran zu
erinnern, dass im Mittelalter in diesem Hause sich die Zunftstube der Schmiede befand.
Das Unoldhaus wurde 1971 abgerissen. Beim Neubau wurde der Umriss des alten Hauses genau übernommen. Heute ist in dem
Haus das Sportgeschäft Hapfelmeyer.
16.12 Kronenapotheke
Interessant sind fernerhin die Kronenapotheke (Ecke der Gerber- und Kronenstraße) und das Weinhändler
Schachenmayer`sche Haus daneben, dann das Haus (Endres und Flohr) am Rathausplatze, die alle schöne, im Zopfstil bemalte
Fassaden tragen. letzterwähnte Haus macht sich außerdem durch einen besonders hübschen und harmonischen Fassadenaufbau
bemerkbar.
16.13 Rathausbrunnen
Der Rathausbrunnen mit seiner schönheitlich äußerst wertvollen Säule in den Formen der Spätrenaissance
mit barocken Anklängen stellt ein Meisterwerk edlen Bronzegusses dar. Die Säule wurde 1601 in Weilheim gefertigt.
Aus der neueren und neuesten Zeit sind an Kunstdenkmälern zu nennen:
16.14 Kriegerdenkmal
Das Kriegerdenkmal, eine bedeutsame künstlerische Schöpfung des k. Professors Syrius Eberle in München,
eines geborenen Pfronteners, und
Das Kriegerdenkmal stand an dem heutigen Zentralen Omnibusbahnhof vor der heutigen Lyzeumsapotheke. Die Bronzefiguren wurden
im zweiten Weltkrieg eingeschmolzen.
16.15 Mangbrunnen
Der Mangbrunnen vor der protestantischen Kirche, ein Meisterwerk moderner Kunst von Professor Wrba,
früher in München, nun in Dresden. Durch große Schönheit fesseln die mit bewundernswürdigem Können geschaffenen Urwaldtiere
die edle, kraftvolle Gestalt des hl. Magnus. Von besonderem Reize aber sind die köstlichen Knaben, kleine Faunen und
Tritonen, die sich auf den Urwaldtieren tummeln, und der naiv-drollige Schildträger auf der Spitze des Brunnendaches.