1999 habe ich mit meiner Freundin ein
Nepaltrekking in der Khumbu-Region gebucht, als dessen Höhepunkt der Sonnenaufgang
mit Blick auf acht Achttausender angekündigt war. Unser Reiseführer hat die Gruppe zu einem
gemeinsamen Tagebuch angeregt:
Als
Reisende zu den höchsten Bergen der Welt sind wir Gäste bei den Menschen, die
dort leben. Ihre Heiterkeit – die Gelassenheit und Freundlichkeit – könnte
uns für unser Verhalten neue Kräfte geben, die wir positiv auf unsere Umwelt
wirken lassen könnten.
„Wer nicht nur mit den Augen (und dem
Foto!) sondern mit der Seele hier in Nepal gewesen ist – dem bleibt es ein
Heimatland an welches jedes leiseste Zeichen ihn mahnend erinnert."
Hermann Hesse
Ich wünsche Euch Allen heitere Gelassenheit.
Gudrun - Anreise
München Flughafen, am Condor-„Check-in": Wo kommen nur
die vielen grünen Seesäcke her? Und wo wollen die bloß alle hin?! Die
Berliner Mädels sind schnell gefunden auf dem Flughafen, in einer Gruppe von
betont sportlich gekleideten Reisenden mit grünen Säcken und Rucksäcken.
Jürgen – unser Reiseleiter – fischt uns mit sicherem Blick heraus und
hängt jedem eine Wäscheklammer ans Hemd. Sigi, Britta und Paul geht’s nicht
anders. Nur Roswitha, meine geplante Zeltnachbarin, fehlt; niemand reagiert so
recht auf Jürgens Roswitha Rufe.
Im Flugzeug sitzen dann ca. 250 Trekking-Touristen,
größtenteils gebucht über den Summit-Club. Das kann ja heiter werden. Kaum
jemand steigt in den Emiraten aus. Ich versuche, soviel wie möglich zu
verschlafen und etwas von dem Defizit von gestern aufzuholen. Unsere Pilotin
dreht in der Zwischenzeit einige Warteschleifen über Kathmandu (wie ich
hinterher erfuhr ca. 1 Stunde lang) bis sich der Bodennebel verzogen hat.
Gigantischer Blick auf die Berge!
Ich bin gespannt, wie sich Kathmandu verändert hat in den 11
Jahren. Ich bin gespannt auf den Touristenrummel und ob sich die nepalesische
Mentalität verändert hat. Ich bin gespannt auf die Gruppe, die ja – welches
Glück!!! – erstaunlich klein ist. Bin gespannt, ob wir klarkommen werden und
was für Typen darunter sind.
Und ich freue mich auf die Wanderung hinaus in die
Abgeschiedenheit aufs Land zu den Leuten. Schließlich landen wir doch noch. Wir
werden erwartet von einem Schwarm von eifrigen Helfern und Bettlern. Mit „Ram"
fahren wir ins Luxushotel Central Godavari, südlich von Kathmandu gelegen,
terrassenförmig in einem idyllischen Tal gebaut. Drumherum wird die Reisernte
von Hand eingeholt, vor den Haustüren getrocknet und die Felder wieder von Hand
für die nächste Ernte umgepflügt.
Ein bisschen habe ich ein schlechtes Gewissen.
Nachmittags ein kurzer aber stressiger Ausflug nach Kathmandu.
Ach ja Roswitha ist auch angekommen und zwar nicht aus München, sondern aus
Wien – da können wir lange warten.
Kathmandu erweist sich für mich als ziemlich furchtbar. Hektik,
alles zugebaut, Lärm, Schmutz und du kannst dich nicht mehr in eine Ecke zum
Beobachten zurückziehen.
Vielleicht ist die Müdigkeit schuld, vielleicht sind es die
Erwartungen und Erinnerungen, vielleicht ist morgen alles anders. Abendessen und
Besprechung, wie die nächsten Tage aussehen werden.
Unser Reiseleiter scheint ein ganz patenter Kerl zu sein mit
viel psychologischem Geschick und „Know-how" – mal sehen.
Paul - dritter Tag
Pashupatinath, Bodnath, Patan:
eine überwältigende Fülle von Eindrücken, Gedränge, Hupen,
Schmutz und Sauberkeit, dazu viele Heiligtümer, Tempel. Welcher Religion?
Welchem Gott in welcher Erscheinung? Fratzen, die Böses abwehren sollen (?) Der
Dreizack: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft....
Am ersten Ort: Die Leichenverbrennungen am heiligen
(schmutzigen) Fluss: heilig, weil er in den heiligen Ganges mündet: makaber
für uns, wenn von der Leiche noch Gliedmaßen sichtbar sind. Die vielen
heiligen Männer, die auch dem so weltlichen Geld der Touristen die Hände
entgegenstrecken. Auffallend, vornehm zurückhaltend einer, der seit 17 Jahren
nur von Milch lebt – leben soll. Und der Kuriosität halber der letzte, der
mit seinem Penis einen 70 kg schweren Stein hebt – auf eine Überprüfung
ließen wir es nicht ankommen.
In Bodnath der riesige Stupa, ca. 40 Meter hoch, mit seinen
kleinen und großen Gebetsmühlen („Om mani padme hum"). Das große
Heiligtum der tibetischen Buddhisten. Hierher wallfahren sie, nachdem das
kommunistische China die Religion in ihrem Land brutal unterdrückt und die
Gläubigen gnadenlos verfolgt hat.
Patan, unser dritter Heiligtumsbesuch: viele schöne Tempel, mit
reichem Holzschnitzwerk, bunte Säulen, auf denen der Gott Krishna thront, der
alte Königspalast – die Gassen dort auffallend sauber.....
Und einer? Wir folgten aufmerksam den Worten unseres gut deutsch
sprechenden Führers und freuten uns mit unserem „ständigen" Führer
Jürgen, wenn er mit seiner zupackenden Herzlichkeit, die der Bevölkerung
angeborene Freundlichkeit deutlich machte. Müssen wir noch lernen!
Rita - vierter Tag
Nachdem wir wieder ein tolles Frühstück in dem für
nepalesische Verhältnisse außergewöhnlich noblen Hotel Godavari genossen
haben, ging es heute mit einer etwas abenteuerlich anmutenden Busfahrt nach
Jiri. Die Busfahrt selbst war zwar streckenweise etwas schuckelig und hopsig auf
der für uns verwöhnten Europäer teilweise holprigen Straßen, aber die tolle
Landschaft, die wir dabei genießen konnten, entlohnte uns für den am Ende der
7 Stunden – Busfahrt vielleicht leicht schmerzenden Pöki. Irgendwo während
der Fahrt inmitten einem quirligen kleinem Ort machten wir in einer urigen
gemütlichen „Kneipe" Mittagsrast und aßen die vom Hotel eingepackten
Fresspakete auf. In Jiri wurden wir mit einem leichten, kurzen Regenschauer
begrüßt. Dort nahmen die Träger das Gepäck entgegen und wir stiegen nach
Radmate, zu unserem ersten Zeltplatz auf.
Unterwegs überholten uns immer wieder Träger, die Gepäck
schleppten, das wir nicht mal anheben, geschweige denn tragen könnten. Nach
etwa 1,5 Stunden kamen wir an unserem wunderschön gelegenem Zeltplatz an und
konnten zum erstenmal unsere Zelte (die zum Glück schon standen) eingruschteln.
Zuvor begrüßten wir jedoch noch unsere riesige Trägermannschaft sowie die
Küchencrew. Etwas entsetzt waren wir, dass unter den Trägern auch halbe Kinder
waren. Der erste Trekkingtag (halber) endete mit einem tollen Abendessen in der
Natur. Danach konnten wir noch den tollen Sternenhimmel bewundern.
Birgit - fünfter Tag
Der erste richtige Trekking-Tag beginnt mit dem Early Morning
Tea – mit einem fröhlichen „Good Morning" wird von unseren Sherpas
Guru und Rai heißer Tee an den Schlafsack gereicht.
Nach dem Frühstück
brechen wir auf, wandern auf den Pfaden, die die einzelnen Dörfer verbinden.
Dabei treffen wir unterwegs auch viele Leute – schwer bepackt die meisten von
ihnen – Frauen, Männer und Kinder tragen zum Teil abenteuerlich verschnürte
Lasten bergauf und bergab. Wir können es nicht fassen, was ein einzelner Mensch
so wegschleppen kann. Wir gehen durch einige Dörfer und dann über den 2.705
Meter hohen Deorali-Pass. Von dort geht es bergab in unser Camp, wo uns schon
Zelte und Seesäcke erwarten.
Britta - sechster Tag
Wir übernachten in BHANDAR, 2.200m. Ein Abstieg ins Tal führt
uns zum LIKHU Khola (=Fluß), den wir auf einer Hängebrücke überqueren. (Seit
unserer Buchung lag mir o.g. Hängebrücke schwer im Magen, doch es verlief
alles bestens!) Unsere Gruppe ist gut gelaunt, wir genießen noch eine Cola,
bevor es vom Fluss hinaufgeht nach GOLELA, 3000m.
Die herrliche Landschaft durch die wir wandern, begleitet von
Tannen und Rhododendren macht den schweißtreibenden Anstieg wieder wett.
Während des Laufens erzähle ich Bisho, dass
meine Kinder
Federn sammeln und dass ich ihnen von Nepal Vogelfedern mitbringen soll. Als wir
an dem schönen Lagerplatz GOLELA ankommen, drückt mir Bisho eine handvoll
Federn in die Hand, die er auf dem langen Weg nebenzu gesammelt hat.
Bevor wir dann in gemütlicher Runde Abendessen, gehen wir alle
noch auf einen Sprung in die "Dorfwirtschaft und genießen Bier und
Reiswein.
Nach dem Essen krabbeln wir wieder in unser kaltes Zelt und
beten zu ein paar der 33 Millionen Götter, dass sie uns vor der Kälte
schützen mögen; ein übriges tragen Mütze, Schal, Thermounterwäsche, 2 Paar
Socken und ein untauglicher Schlafsack bei. Dieser wird soweit zusammengezogen,
dass nur noch die Nase aus einer 5 DM-Stück großen Öffnung herausschaut. Und
dann... warten, dass es warm wird...
Wieder fühlte ich das zufriedene Glück,
mit Menschen unterwegs zu sein,
deren Gedanken und Handlungen,
auch wenn sie einer mir fremden Kultur entsprangen,
mich in wunschlose Harmonie hüllten. Herbert Tichy, "Im Land der namenlosen Berge"
Sigi - siebter Tag
Schöne Morgenstimmung mit Sicht auf den Numbur. Dann zu
schneller Aufstieg. Nach Sauerstoff keuchend kommen wir an der Gompa von Golela
an. Der Lama zeigt uns voll Stolz seine Schätze.
Ohne viel Steigen gelangen wir zu der nächsten Gompa, deren
Wände mit vielen Buddha-Tafeln geschmückt sind. Eine Reisegruppe von Hauser hat
hier gerade ihr Lager abgebrochen. Wir gehen gemütlich durch märchenhaften
Wald und folgen einem Bach zu einer Käserei, die bereits die Produktion
jahreszeitlich bedingt eingestellt, die Lager jedoch noch voll Käselaibe hat.
Nach langem Verhandeln bekommen wir ein Stück Yak-Käse, das wir gleich vor der
malerischen Kulisse probieren.
Zurück auf unseren Weg und durch Wald mit hohen Hemlocktannen,
deren große Zapfen auf dem Weg liegen, und schwarzen, bizarren
Rhododendrenbäumen mit langen grünen Flechten wandern wir zu unserem
Lagerplatz, der auf einer Waldlichtung am Fuße des Pike liegt. Wir haben
unseren bisher höchsten Lagerplatz erreicht und die Höhe fordert ihre Opfer.
Mittags Aufbruch zum Gipfel. Durch Rhododendrenwald auf
steinigem Pfad zu einem Kessel oberhalb der Waldgrenze, wo die schönen
hellblauen Enziane blühen, dann hoch auf die Schulter des Pike und weiter zum Gipfel.
Wir sehen das Lager der Hausergruppe, das in karger
Landschaft und ungeschützt dem Wind ausgeliefert ist. Wir danken Jürgen für
seine Kriegslist, der Träger mit Zelten vorausgeschickt hat, um uns den
schönen Lagerplatz zu sichern. Kurz vor dem Gipfel beobachten wir Rebhühner,
die sich mit ihrer Tarnfarbe hervorragend dem Boden anpassen. Dann am Gipfel!
Stark schnaufend sind wir – für manche ihr erster Viertausender –
angekommen. Wir stellen uns zusammen mit dem Sherpas im Kreis auf, geben uns die
Hände und Jürgen sagt das OM MANI PADME HUM und dankt für die gute Reise. Es
weht ein kalter Wind und Wolken, die sich auftürmen, auflösen und sich erneut
wieder aufbauen, verdecken die Sicht auf die Berge. Jürgen schneidet Schinken
und Käse auf, den wir mit Schwarzbrot genießen. Ein seltsames Wesen läuft
flatternd herum; bei näherer Betrachtung entpuppt es sich als Britta, die
versucht sich warm zu halten, indem sie die Arme um ihren Körper schlägt. Wir
erleben imposante Wolkenbilder mit dem Rot der Abendsonne gefärbt, doch geben
sie nicht den Blick auf die Berge frei. Wir frieren und beschließen den
Abstieg. Dann plötzlich ein Fenster in den Wolken und der Daulaghiri zeigt
sich. Dann schneller Abstieg. Bald brauchen wir die Stirnlampen und tasten uns
den Weg hinab. Im Dunkel sehen wir am Horizont noch weiße Berge, doch wir
wollen nur ins Lager. Im Lager Abendessen und dann schnell in den Schlafsack, um
der hochziehenden Kälte zu entkommen.
Wieder ein 8 Stunden Tag.
Roswitha - achter Tag
Es
ist schön von einer freundlichen Stimme und mit einem „Early Morning Tea" geweckt zu werden. Die Zelte sind vereist, die Sonne scheint
und viele der mächtigen eis- und schneebedeckten Gipfel sind zu sehen. Diese
gewaltigen Eindrücke werden natürlich von allen eifrig fotografiert.
Inzwischen ist die Sonne schon sehr kräftig und wir genießen unser Frühstück
ohne Eile unter freiem Himmel.
Der Abstieg zuerst eisig, führt uns durch Rhododendrenwald dann
Mischwald mit riesigen moosbewachsenen Bäumen zum Lunchplatz, der jeden Tag
romantisch liegt. Ebenso zaubern unsere Heinzel-Nepalesen ein
abwechslungsreiches Menü herbei.
Rita - neunter Tag
Wie jeden Morgen wurden wir wieder mir einem Morgentee von den
freundlichen Nepalesen Rai und Guru geweckt, obwohl wir diesesmal schon eine
Weile wach waren, da der Weckvorgang etwas verspätet einsetzte. Das war aber
nicht tragisch, denn ich brauche morgens sowieso immer eine Weile um richtig
munter zu werden. Nach dem wieder sehr guten Frühstück wandern wir auf
bequemen Wegen durch Rhododendrenwald leicht bergauf und bergab zum Marmolapass
und weiter nach Junbesi, wo die Zelte für uns bereit stehen. Unterwegs
versuchen wir immer mal wieder einen Blick auf das Everest-Gebiet zu erhaschen,
was uns aber leider nicht vollkommen gelang. Aber auch ohne freien Blick auf die
Achttausender präsentierte sich uns die Landschaft in ihrer wunderschönen
Vielfalt.
Als wir bei unseren Zelten ankamen, verschlechterte sich leider
das Wetter, so dass wir das erste Mal einen Regenguss im Mannschaftszelt
gemütlich bei Tee und Keksen abwarten mussten.
Langweile kam aber nicht auf, da uns Jürgen in seiner
interessanten Art über den Buddhismus aufklärte. Dabei entbrannte noch eine
heiße Diskussion über diverse Religionen, insbesondere über den
Katholizismus, was mich persönlich sehr erheiterte. Den geplanten Besuch zum
Kloster haben wir wegen dem Regen auf den nächsten Tag verschoben.
Birgit - zehnter Tag
Nach dem Frühstück haben wir zunächst den
Besuch des Klosters Thubben Chölling nachgeholt. In langen Reihen eng
aneinander kauern Lamas und löffelten Suppe, die aus einem riesigen Bottich
ausgeteilt wurde.
Der anschließende Aufstieg gestaltete sich in der
Anfangsphase etwas schwierig, da sich eine Kuhherde unserer Wandergruppe
anschloss und das Tempo in nicht unerheblichem Maße verzögerte. Glücklicherweise
war deren Lunchplatz einige Höhenmeter unter unserem angelegt, so dass wir dann
unseren Aufstieg durch schöne Tannen mit Rhododendrenwald fortsetzen konnten.
Da es ziemlich steil aufwärts ging, waren wir froh, als das blaue Tuch –
Symbol für Essen, Trinken und Ausruhen auftauchte. Nach dem wie immer
exzellenten Lunch stapften wir weiter aufwärts bis zu unserem Lager in etwa
4.100 Meter Höhe. Dort oben war es recht kalt, so dass wir alle ganz vermummt
zum Abendessen erschienen – mit Mützen, Handschuhen und mehreren Lagen von
Kleidungsstücken. Als wir dann in unsere Zelte krochen, waren die bereits mit
einer Eisschicht überzogen. Im Zeltinneren haben wir am Morgen – 2,9 Grad
Celsius gemessen.
Paul - elfter Tag
Nach dem üblichen Beginn lagern wir zum Lunch auf der schönen
Beni-Wiese angesichts der gewaltigen Doppelgipfel des Numbur und Khatang.
Schon
bald nach Beginn der Wanderung zum heiligen See Dhud Kund in 4.600 Meter Höhe
verbergen sich, beinahe schon wie erwartet, die beiden Gipfel. Ohne die Hoffnung
aufzugeben, stapfen vier Unentwegte mit Jürgen, Bisho und unseren beiden
Guides, Guru und Nima wie gewohnt als Pfadfinder bzw. Lumpensammler durch
schönen festen Schnee aufwärts. Wir versuchen jetzt schon mit gezückten
Kameras irgendwie ein Foto von den Bergen zu schießen, wenigstens als Beweis
für unser Unternehmen. Kurz bevor wir nach knapp zweieinhalb Stunden am
heiligen See ankommen, haben die zahlreichen Götter der Hindus, zumindest die
des Sees und der Berge ein Einsehen und belohnen uns mit einem herrlichen
Panorama, mit den notwendigen kleinen Wölkchen, wie sie Jürgen Winkler für
ein gutes Bild fordert. Überraschend hatten sich auch einige Porters
aufgemacht, mit denen wir die Begegnung am heiligen See im gewohnten Kreis
feierten. Nach einem halbstündigem Aufenthalt rutschten wir mehr oder minder
schnell über die Schneefläche nach unten und stolperten schließlich um 18:00
Uhr müde und glücklich in unser Camp.
Britta - zwölfter Tag
Von unserem Lagerplatz BENI in 3972m Höhe, können wir es nach
dem Frühstück im Freien, bei –10 Grad kaum erwarten aufzubrechen, nachdem
eine eiskalte Nacht bei –2 Grad in einem mit Raureif ausgekleideten Zelt
hinter uns liegt. Kaum einer will sich zum Frühstück setzen, aus Angst er
gefriert fest!
Früher als sonst sind wir für den Abmarsch gewappnet und so
langsam tauen beim Laufen die Zehen und Finger wieder auf. Ein wohltuendes
Kribbeln macht sich im Körper breit und schon bald sind Kälte und Eis
vergessen.
Nach 2,5 Stunden erreichen wir bei herrlichem Sonnenschein einen
"Everest-View-Point", in ca. 4.000m Höhe, von welchem wir entlohnt
werden für zurückliegende Strapazen: abwechselnd machen sich zwischen den
Wolken 8.000er für uns frei, wie Everest, 8.848hm, Lhotse, 8.501hm und Makalu,
8.475hm. Wir genießen die Aussicht, die Wärme, die Stimmung und
"schwiemeln" vor uns hin aber leider holt uns Jürgen bald aus unseren
Träumen zurück in die Realität und erinnert uns daran, wieder abzusteigen.
Wir wandern ab durch bemoosten Märchenwald und pünktlich um 12 Uhr leuchtet
unsere königsblaue Lunchdecke von einem herrlich grünen Lunchplatz entgegen:
Mittagessen! Nach einem mehrgängigem Essen, das wie immer gut und
abwechslungsreich ist (bis auf den cauliflower, den gibt es immer, so sicher
wie seine Auswirkungen), aalen wir uns in der Sonne, während uns Jürgen
Gedichte aufsagt um sein Gedächtnis zu trainieren und vona
"ohrfeigengeschwängerter Luft" erzählt.
Die Wolken schieben sich wieder vor die Sonne und wir brechen
auf zu unserer letzten Tagesetappe nach RINGMO, 2850m. Um 15.00 Uhr kommen wir
dort an , Cofe-Time, dann Abendessen (leider dürfen wir heute zum Essensabschluss
die Gabel nicht behalten, was immer kuchenverdächtig ist... es
gibt "nur" Äpfel zum Nachtisch).
Im Dorf findet ein Fest statt, das mehrere Tage dauert. Sigi und
ich sinken jedoch müde und zufrieden in unsere (spärlichen) Daunenfedern und
bald hüllt uns der Zauber dieses wunderschönen Landes mit seinen Bergen und
Menschen in einen tiefen, erholsamen Schlaf.
Und... es ist endlich nicht mehr so kalt!.
Roswitha - dreizehnter Tag
Letzter Tag der Wanderung – auch „Abwandern" genannt.
Gleicher Ablauf: Early Morning Tea mit freundlichem Morgengruß. Sonne auf den
Bergspitzen und wir frühstücken im Schatten und frisch ist es. Beim Aufbruch
zu Wanderung erreicht uns die Sonne. Die Landschaft verändert sich immer mehr,
wir sind im Nadelwaldbereich, hübsche Wasserfälle, die Häuser sind größer,
besser.
Wir nähern uns Paphlu, gerade landet ein kleines Flugzeug –
im Hintergrund der schneebedeckte Numbur. Unsere Porters lagern hinter der Lodge,
wo auch unsere Küche installiert ist. Bei herrlichem warmen Sonnenschein warten
wir auf unser Lunch, der wie immer ausgezeichnet zubereitet ist. Danach machten
wir Pakete für alle unsere Helfer. Liegen und ruhen im Garten im Sonnenschein.
Wir bedanken uns bei allen unseren nepalesischen Freunden mit kleinen
Geschenken. Etwas später sieht man schon den einen oder anderen bekleidet mit
dem gerade bekommenen Stücken herumspazieren. Es ist der 3. Tag des Bruder –
Schwester Festes und die Jungen mit Blumenkränzen ziehen mit Trommel von Haus
zu Haus und singen „Deschure" (Nepali: DASHRA). Nach dem Essen kommen nun
alle und die Stimmung ist sehr ausgelassen.
Dhanne Bhath
Danke an alle.
Sigi - vierzehnter Tag
Welcher Luxus! Eine Nacht im Bett! Kein Stein drückt den
schmerzenden Rücken und braucht man Licht, knipst man einfach den Schalter an.
Und eine Sitztoilette und ein Waschbecken mit fließendem Wasser! Und nicht mehr
laufen müssen! Der Trekk ist – fast – zu Ende.
Nach dem Frühstück kommt unser Koch Kumu mit seiner Frau und
Schwester. Sie haben für uns Blumengirlanden geknüpft und überreichen sie
uns. Wir verabschieden uns von den noch anwesenden Sherpas und Porters und
brechen geschmückt zum Flugplatz auf und das Warten beginnt. Es ist noch kein
Seesack auf der Landebahn zu sehen. Nima vermittelt zwischen Flughafenpersonal
und uns. Flugplatzgebühren sind fällig. Dann werden uns die Rucksäcke
abgenommen und nach einiger Zeit wieder gebracht. Gebühr für Übergewicht muss
bezahlt werden. Warten, warten, warten. Dann erscheinen grüne Seesäcke an der
Landebahn, doch Nima überbringt die Botschaft, dass sich der Flug verspätet.
Also gehen wir zurück in die Lodge und essen Nudelsuppe und trinken Kaffee.
Immer wieder tauchen Träger und unsere Sherpas auf. Fällt auch ihnen der
Abschied schwer?
Während wir gemütlich zusammensitzen, erscheint die
Küchencrew abmarschbereit. Vornweg der kleine drahtige Koch Kumu, mit seinem
Markenzeichen der gelben Mütze und dem Riesenrucksack. Die Küchenboys haben
die Töpfe, Brenner, Küchen- und Messezelt gereinigt und bringen sie nun nach
Kathmandu. Während wir in gut 30 Minuten mit dem Flugzeug in Kathmandu sein
werden, müssen sie drei Tage marschieren. Es war für uns stets ein Phänomen,
wie sie ihr Tagespensum geschafft haben. Um 06:00 Uhr gab es bereits den ersten
Tee und danach ein Frühstück mit Milchreis oder Porridge, Eiergerichte und
Chapatti. Dann Abspülen und Packen und im Eiltempo an uns Trekkern vorbei, um
rechtzeitig am Lunchplatz zu sein, damit wir beim Eintreffen ein warme Mahlzeit
bekommen. Wieder Abspülen, Packen und zum Zeltplatz hetzen um uns mit heißem
Tee zu empfangen. Dann ein drei Gänge Abendessen zaubern und uns mit einer
Flasche heiß en Wassers in den Schlafsack entlassen. Ein unglaubliches Pensum,
das mit Freude und Eifer erledigt wurde.
Nima kommt und wir machen einen zweiten Versuch zum Flugplatz.
Zum xten Mal nehmen wir Abschied von Sherpas und Portern. Am Flugplatz gibt es
feuchte Augen als sich Guru verabschiedet und sich schnell davonschleicht, weil
auch ihm der Abschied schwer fällt.
Die Maschine landet, wird entladen, beladen, wir steigen ein und
schon geht es los. Ein schöner, aussichtsreicher Flug, den jedoch manche mit
Skepsis genießen. In Kathmandu klappt alles perfekt und wir sind wieder mit
ungewohntem Luxus umgeben.
Am Nachmittag baumeln die Seelen und beim Abendessen schwärmen
wir von dem tollen Essen auf dem Trekk.
Sigi - fünfzehnter Tag
Jürgen hat einen Bus organisiert und die gesamte Crew
einschließlich Bisho, der zwischenzeitlich fest zu uns gehört, fährt nach
Bakthapur. Jürgen führt uns zu den Sehenswürdigkeiten aber auch durch ein paar
Seitengassen, in denen das Leben pulsiert: ein Junge spielt mit einem
Fahrradmantel Reifen, andere haben eine Eule gefangen und an einer langen Schnur
festgebunden, Tiere werden in der Straßenmetzgerei zerlegt, Frauen wenden
Getreide und auf den Dachterrassen wird Wäsche aufgehängt. Die letzte
Dreiviertelstunde bummelt jeder für sich durch die Gassen oder sitzt irgendwo
und lässt das Treiben auf sich wirken. Viele „Matschbacken" laufen ohne
jegliches Gefühl für ihre Umgebung in ihren kurzen Hosen herum.
Gemeinsam gehen wir an schönen Geschäften vorbei zum Bus. Fast
jeder hat etwas gekauft und im Bus werden die Einkäufe vorgezeigt.
In Kathmandu essen wir in einem tibetanischen Restaurant und
dann beginnt die Einkaufsschlacht. Anschließend im Bus zeigt jeder sein „Schnäppchen"
und dann trifft man sich im Hotel-Shop, wo schwere Entscheidungen zu treffen
sind und das letzte Geld ausgegeben wird.
Nach dem Abendessen sitzen wir bei Kerzenlicht zusammen und
lassen den Trekk ausklingen.
Sigi - Abschied
Nochmals ein gutes, reichhaltiges Frühstück
und dann um 07:30 Uhr zum Flughafen. Nima begrüßt uns im Bus und überreicht
uns die glückbringenden Katas. Tränenreicher Abschied von Bisho, den wir alle
lieb gewonnen haben.
Das Einchecken klappt gut und schnell sind
wir im Warteraum. Dann beginnt das Warten. Es ist wieder Nebel im Tal und die
Maschine fliegt Warteschleifen. Wir starten mit zwei Stunden Verspätung.
Nochmals sehen wir vom Flugzeug aus die Berge. Könnten wir auf die Wege
schauen, würden wir vielleicht unser Küchenteam entdecken, das immer noch auf
dem Marsch nach Kathmandu ist oder unsere Träger, die in ihre Heimatdörfer zurückkehren.
Eine ereignisreiche, anstrengende Zeit ist
zu Ende. Die Gruppe hat sich bewährt und unser Führer hat uns viel Verständnis
für die Menschen, die Landschaft und das Trekken vermittelt. Vielen Dank, Jürgen!
Namaste Nepal
Namaste das Wort für Begrüßung und
Abschied. Zweideutig wie der Gott Shiva, der gleichzeitig Zerstörer und Schöpfer,
das Ende und der Anfang aller Dinge ist. Heißt es für uns Abschied von Nepal
oder Wiederkehr?