Hier das berühmte Lied, das jeder Nepaltrekker kennt.

Annapurna

Kinder
Kinder vor der Annapurna

Oktober 1990 war ich in Nepal. Es war meine erste große Fernreise in ein Land der dritten Welt und gleich die erste Begegnung mit den Menschen in Kathmandu bedrückte mich sehr. Da kamen wir, bestens ausgerüstet und mit Kameras behängt, und erlebten diese Hauptstadt, in der die Armut und der Schmutz herrscht, und dennoch schienen die Leute zufriedener als wir. Als Westler kann man sich nicht vorstellen, dass man sich in einer Hauptstadt befindet. Ist der Flughafen noch modern, so gibt es doch kaum richtige Geschäfte; die zur Straße hin offenen Gebäude dienen tags als Verkaufs- und Arbeitsraum und nachts schläft darin die Familie um eine Feuerstelle. Die Taxis klappern, die Türen gehen nicht auf oder zu und mit viel Gehupe werden die heiligen Kühe umfahren, die in den Vororten durch die Straßen ziehen. Auf den zum Kauf angebotenen Lebensmitteln sitzen dicke Schmeißfliegen, die mit dem gleichen Reisigbündel vertrieben werden, mit dem auch das Stückchen "Straße" vor dem Geschäft gekehrt wird, denn man ist ja sauber. Überall liegt Abfall und sogar in dem heiligen Fluss, der durch das Heiligtum Pashupatinath fließt, treiben alte Plastiktüten und Müll. Der Blumen- und Obstschmuck, mit dem die Leichen geschmückt sind, die hier am Ufer verbrannt werden und deren Asche ebenfalls in das Wasser gekippt wird, treiben stromabwärts, wo die Leute sich, ihr Geschirr und Kleider waschen. Hungrige Menschen fischen das Obst aus dem Wasser und essen es.

Nach der Landung
Bei einem ersten Gleitschirmflug werden wir mach der Landung von Einheimischen umringt.

Nach einem Tag in Kathmandu brechen wir mit dem Bus zu unserem Trekk auf. Da gerade einer der zahlreichen Feiertage ist - aufgrund der Religionsvielfalt ist fast jeder Tag ein Feiertag - kommt der Linienbus erst zwei Stunden später, nachdem unsere Trekkingagentur den Fahrer gesucht und geholt hat. Die Einheimischen steigen mit allem möglichen Gepäck ein und größere Tiere werden auf dem Dach untergebracht. Dann beginnt die Fahrt über das Land und für die 120 km nach Pokhara brauchen wir nahezu 9 Stunden. Nach einer Zeltnacht am See schaukeln wir mit einem alten Klapperbus bis zum Ende der Straße und die Kolonne von Trägern, Trekkern, Führern und Küchenpersonal setzt sich in Bewegung. Bei einem Trekk gibt es, je nach Trekkingagentur, einen einheimischen und einen deutschen Führer (Guide), den Sidar oder Sherpa, der für die Träger (Porters) verantwortlich ist, den Koch mit  Küchenjungen, die das Kochgerät und das  Brennmaterial für den gesamten Trekk tragen, und die Träger. Ein Träger trägt ca. 30 Kilo, d.h. das Gepäck von zwei Trekkern, die nur mit Tagesrucksack gehen. Wenn es sein muss, trägt ein Träger auch einen verletzten Trekker. Das Gepäck wird in Weidenkörben verstaut und mit einem Stirnband getragen. Als Tageslohn bekommt ein Träger ca. 5 DM. Nach dem Abbau der Zelte am Morgen, machen sich die ersten Träger schon auf den Weg, während die Trekker noch frühstücken. Es wird nicht in einer geschlossenen Gruppe marschiert, sondern man geht seiner individuellen Leistung und Einstellung entsprechend gemütlich auf unschwierigen Wegen. In dem Gebiet gibt es viele Lodges, und man kann Getränke kaufen  (die Tasse Tee kostet 5 Pfennige).

Wir haben Oktober und am frühen Nachmittag ziehen Wolken auf, so dass wir noch keine Berge gesehen haben. Wir steigen durch Dschungel auf und die Zelte stehen neben einer Lodge auf einem Bergrücken. Als ich am nächsten Tag nach dem "Early Morning Tea", mit dem man im Zelt mit Sonnenaufgang geweckt wird, aus dem Zelt sehe, steht die Annapurna und der Machapuchare in seiner ganzen Schönheit vor uns. Man kann nur noch schauen und fotografieren.

Machepucchare
Der Machepucchare oder Fishtail ist der heilige Berg der Sherpas und der Gipfel darf nicht bestiegen werden.

Der Trekk führt uns in nordwestliche Richtung und immer haben wir die mächtigen Berge vor uns. Der Machapuchare,  ein heiliger Berg, der nicht bestiegen werden darf, zeigt uns immer mehr seinen Doppelgipfel, der ihm auch den Namen "Fishtail" eingebracht hat. Die Nepali sind freundlich, die Kinder lachen und versuchen ihr Schulenglisch an uns auszuprobieren. Oft begleiten sie uns über eine Stunde und können sich über einen Luftballon riesig freuen. Ein beliebter Sport ist Volleyball und an manchen Zeltplätzen spielen wir mit den Jugendlichen, die sehr schnell aus ihren Häusern zu uns kommen. Auffallend ist die Sauberkeit. Im Gegensatz zu Kathmandu sind die Dörfer sauber, die Leute farbenfroh und sauber gekleidet. An Sonn- und Feiertagen wird viel Zeit für Körper- und Haarpflege aufgebracht und Mütter ölen und massieren ihre kleinen Kinder.

Gleitschirm

Als wir Chomro erreicht haben, legen wir einen Ruhetag ein um Wäsche und kaputte Füße in Ordnung zu bringen. Beim Gleitschirmfliegen gibt es Verletzungen und so wird ein weiterer Ruhetag vor der mächtigen Bergkulisse eingelegt.

Dorf
Dorfbewohner beobachten unsere Flüge.

Als wir zu unserem nächsten Ziel marschieren, muss ein Teilnehmer von einem Sherpa getragen werden, weil sein Fuß noch stark geschwollen ist. Wir steigen durch Dschungel, in dem Orchideen blühen, zum Deorali-Pass auf. Am Nachmittag geht es durch einen kahlen Rhododendrenwald. Nebel hüllt uns ein und es ist klamm und kalt. Im Wald begleiten uns Languren, die schwarz grauen Affen. Ich stelle mir immer vor, wie schön es hier zur Blüte sein muss! In der Nacht haben wir Frost und es wird kalt in den Zelten. Am nächsten Tag sind wir in Ghorepani, wo wir uns für 50 Pfennig eine heiße "Dusche" gönnen, d.h. eine Schüssel heißen Wassers in einem Bretterverschlag, wo man sich notdürftig waschen kann. Dann weichen wir von der Haupttrekkingroute ab und kommen in eine von Trekkern wenig besuchte Gegend. Entsprechend werden wir auch bestaunt. In Bhuka schlagen wir die Zelte neben der Schule auf. Am Abend kommt der Dorflehrer mit seinen Schülern und sie singen für uns Lieder. Wir revanchieren uns mit Bleistiften und Kugelschreibern, die wir dem Lehrer zum Verteilen geben.

Schulkinder
Schülerinnen aus einem tibetischen Flüchtlingslager singen und tanzen für uns.

Dann geht es weiter in ein Flusstal, wo Bananen- und Zitronenbäume blühen. Bauern bestellen ihre Felder mit Wasserbüffeln vor dem Holzpflug. Ein letzter Anstieg nach Chandrakot. Frühstück auf luftiger Terrasse mit Blick auf den Daulaghiri. Die letzte Nacht im Zelt bei Sarankot über dem Phewa-See. Nach dem Frühstück Flug mit dem Gleitschirm zum See und am Seeufer zurück nach Pokhara. Wir fahren in der Nacht mit dem Bus nach Kathmandu. Unterwegs platzt mit lautem Knall ein Reifen und die Fahrt wird für fast eine Stunde unterbrochen.

In Kathmandu verbringen wir noch zwei Tage mit Besichtigung der Sehenswürdigkeiten und Besuch des österreichischen Lokals mit seiner Dachterrasse beim Stupa von Bodnath.

Markt
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Am Sonntag ist Rückflug nach Deutschland. Unser Flug ist der letzte Flug an diesem Tag und wird laufend verschoben. Plötzlich gehen die Lichter im Flughafen aus und es wird verkündet, dass der Flug wegen technischer Probleme um 24 Stunden verschoben ist. Man will uns nicht zurück nach Kathmandu lassen, da wir schon ausgecheckt haben. Erst unser Trekkingbüro kann uns aus der Lage befreien und so schlafen wir noch einmal in unserem Hotel.

Bodnath
Sonnenuntergang über dem Stupa von Bodnath

© Siegfried Neukamm