Kasachstan

Wandern im Alatau - Gebirge vom 3.8. bis 18.8.2000

Alatau-Gebirge

Udo Anreise

Flüssiger Flug - flüssiger Service - z.T. flüssiges Essen (sehr gut!) - schön flüssiges Bier.... aber dann

  • breiiger Ausstieg -
  • breiiger Service.....

und dann

  • zähe Passkontrolle
  • zähe Visaüberprüfung
  • zähe Zollabfertigung -

schließlich Stillstand

Basilika

Trotzdem - ein nahezu gelungener Tag!

Udo 2.Tag

Nach dem Frühstück konnte ich vor lauter Kraft kaum noch laufen. War auch nicht nötig. Der Fernseher brachte uns zwangsläufig auf den neuesten Stand.

Ausgiebige Möglichkeit die ganz nahe Umgebung des Hotels zu erkunden. Auch eine halbe Stunde Postschalter war eingeplant. Bald ging's los.

Der Bus wurde unser kräftigster Begleiter. Aus seiner Leistung machte er auch kein Hehl. Lautstark und freundlich. Ständig grüßte der erste Gang den 2. und ständig beriet das Getriebe welchen Gang es wohl mit oder ohne Synchronisierung nehmen sollte; aber der Busfahrer war nicht nur gut, sondern auch immer der Stärkere.

Tien Shan Fichten
Tolle Landschaft!!

Obwohl das Bisschen was wir gelaufen sind, hätten wir auch noch fahren können.

Es scheint eine starke Crew zu sein - bin gespannt - auch wenn ich mir dekadent vorkam, als ein Helfer mir meinen Seesack zum Zelt tragen wollte.
Es scheint ein Luxus-Campingurlaub zu werden. Der Zeltplatz gefällt mir.
Jetzt gehe ich erst einmal allein für 1,5 Stunden los.

Gesehene Ausbeute:
  • 1 Eichhörnchen
  • 1 Uhu
  • 1 Adler? (zu weit weg)
  • einige Spuren diverser Tiere: Fuchs, marderartige Nager.
  • Noch einige essbare Pflanzen (wer hier verhungert, ist selbst schuld)

Abendessen im Camp.
Tendenz so gegen 5 Sterne (Campsterne).
Jetzt gegen 20:00 Uhr machen sich schon viele bettfertig. Nur ich arme Socke muss hier noch Tagebuch schreiben.

Gisela 3.Tag

"Early morning tea“ und gut gefrühstückt, ging es ca. 08:40 auf zum ersten längeren Ausflug zur Passhöhe. Von 2.500 m auf 3.500 m. Herrlicher Sonnenschein und warme Winde begleiten uns.

Eine wunderschöne Blumenwanderung fast den ganzen Vormittag. Oft kam ich mir vor, allein auf der Welt zu sein. Die schnelle Truppe war nicht mehr zu sehen und nach mir sah ich auch niemanden kommen.

Pünktlich wie geplant erreichten wir den Fluss, den wir überqueren mussten. Also raus aus den Schuhen und Hosen und hinein ins „kalte“ Nass. Ich musste schon schwer mit der Strömung kämpfen. Aber ohne Sturz ins Wasser glücklich das Ufer erreicht.

Lagerplatz
Nach der Passhöhe und einem guten „Lunch“ sahen wir schon unser Lager vor uns.

Ein Wermutstropfen war der Anblick einer vor der kirgisischen Grenze ausgebaggerten  „Straße“. Auch so kann man die Natur und die Berge vergewaltigen!!Dombraspieler

Ein schöner Zeltplatz und ein Bad im kalten Bergwasser hat mich wieder zum Leben erweckt. Dazu der Blick auf die Alatauberge, einfach eine runde Sache.

Bei den letzten Strahlen der Abendsonne spielte uns Archad noch ein wunderschönes Konzert auf der Dombra.

Angela 4.Tag

Durch das weite und unendlich lange Tal des Kyl - Almaty wanderten wir zum Zusammenfluss der Flüsse Shassyl - Kyl und Aksu.

Edelweiss

Es war wieder eine atemberaubende Blumenwanderung auf der alle Pflanzenfreunde auf ihre Kosten kamen. Wir sahen mindestens 10 verschiedene Enzianarten, ganze Hänge voll mit Rittersporn und den roten Blüten des wilden Rhabarbers, Yermek zeigte uns die Blütenstände der wilden Tulpen und immer wieder stiegen die Duftwolken von Allium und Wermut auf.

Nach dieser romantischen Beschreibung nun die nassen Tatsachen: Wir überstanden alle gut zwei Flussdurchquerungen, eine davon am Seil (und zum Teil mit nassen Unterhosen).

Flussquerung
Höhepunkt unserer heutigen Wanderung war schon im Angesicht unseres Lagerplatzes die Durchquerung des Shassyl - Kyl hoch zu Ross. Nach dem Motto: die letzten werden die ersten sein, ritten Bärbel und Dieter direkt bis vor das Camp.

Kleine Beobachtung am Rande: Seit gestern ist das Klo-Zelt von Scharen von Fliegen bevölkert (ungefähr 2 Millionen). Gisela nähert sich forschen Schrittes, schaut hinein, geht nach langem Zögern hinein, kommt sofort wieder heraus und wandert weit, weit in die Pampa.

Dann nähert sich Bärbel, kämpft schon draußen gegen die von Gisela aufgescheuchten Fliegen, geht entschlossen weiter bis sich auch ihre Spur weit, weit im Gelände verliert....

Kirgisen

Jetzt kommt die Kultur: Auch heute erwartet uns wieder das Konzert von Archad auf der zweisaitigen Dombra, einem alten kasachischen Instrument.

Zur Bereicherung des Lagerlebens trug das Erscheinen dreier malerischen Gestalten auf Pferden und behängt mit alten Gewehren bei. Wie sich herausstellte, waren es so eine Art „Park-Ranger“, die hier im kirgisischen Nationalpark nach Wilderern Ausschau hielten. Wer weiß?

Dieter 5.Tag

Der erste Tag, an dem morgens das Lager nicht abgebrochen und das Reisegepäck nicht pünktlich fertig sein musste. Entsprechend gab`s den Morgentee erst eine Stunde später als sonst.

Um 10 Uhr Aufbruch zum Shassy - Kyl und weiter auf die Moräne, ca. 2,5 Stunden. Am See gab's Zelte, die Damen schon im Bikini, einer hat jemand im See baden sehen (Fühlprobe: nicht mehr als 10 Grad).

Auch auf dieser Wanderung eine üppige Blumenvielfalt, schade um die vielen, die wir zertreten.

Eine Beobachtung der letzten Tage bestätigt sich: Der Himmel ist blau, mit oder ohne Wolken, aber nie voller zerfaserter Kondensstreifen.

Schließlich ist über eine Premiere zu berichten: Am Schluss des Rückweges wird die Gruppe nass, den Rückkehr-Begrüßungstee gibt`s im Zelt bei Gewitter. Und so vergeht der Rest des Tages, mal vorsichtig vor, dann wieder bei Regen im Zelt. Das abendliche Konzert fällt heute leider aus.

Kurz vor dem Abendessen meinte es die Sonne doch noch gut mit uns. Alles kroch wieder aus den Zelten hervor, und siehe da: Steinböcke - weit und Murmel - ganz nah.

Erika 6.Tag

In der Nacht, Wind, Regen und Gewitter. In der Früh wieder Sonnenschein.

10 Uhr Abmarsch durch nasses Gras und glitschiges Geröll. Weiter hinauf über die Moräne entlang des Aksu - River. Auf den Grasflecken wieder die übliche Blumenpracht.

Auf halber Höhe überholen uns auf der anderen Flussseite die Pferde und die Mannschaft.

Um 12 Uhr sind wir an unserem heutigen Lagerplatz angekommen. Nach der Mittagspause um ca. 14 Uhr Ausflug zu der Gletscherzunge.

Lager3

Robert 7.Tag

Nachdem Heute unsere längste Etappe, die uns in die höchsten Höhen führen soll, ansteht, brechen wir (für unsere Verhältnisse) sehr früh um kurz nach 8 Uhr auf. Energiegeladen von Olgas unvergleichlichen Kascha steigen wir von unserem Lagerplatz, der auf 3.200 m Höhe liegt langsam Richtung Ost - Aksu - Gletscher bergan.

Die Landschaft verliert mit den spärlicher wachsenden Pflanzenbewuchs die letzten Reste an Lieblichkeit, die allerdings schon vorher nicht sehr stark ausgeprägt war. Die passende Charakterisierung für die Landschaft in den oberen Etagen des Alatau ist eher urtümlich, abweisend und lebensfeindlich. Kein Wunder, dass viele Science - Fiction - Filme in dieser Gegend gedreht wurden.

Nachdem die ersten Tage schönes Wetter und die folgenden wenigstens einige trockene Abschnitte und etwas Sonnenschein hatten, war der Himmel Heute von Anfang an bedeckt. Am Gletscher begann es zu regnen, später zu schneien und so waren Nebel, Regen, Schnee und Graupel unsere treuen Begleiter bis zur Passhöhe und auf der anderen Seite ein gutes Stück ins Tal hinab. Als wir glaubten, dass es schlimmer wohl nicht mehr kommen könne, wurden wir kurz vor der Passhöhe von einem zünftigen Gewitter eines besseren belehrt. Nach 3 km Gletscher, der jedoch so gut mit Fels, Kiesel und Sand gestreut war, dass das Eis manchmal nur zu erahnen war, ging es über ziemlich schlüpfrige Hänge aus Geröll, Kies und sandigen Sedimenten steil aufwärts. Da durch die Wolken sonst nicht viel zu sehen war, konnte man sich ganz auf die Steine vor den Füßen konzentrieren, die überwiegend in dunklen Braun – und Grautönen gehalten waren und immer wieder von schön gemusterten Granitstücken aufgelockert wurden.

Schnaufend erreichten wir gegen 12:30 Uhr die Passhöhe, die nach verschiedenen Angaben zwischen 4050 und 4250 m hoch ist. Eigene Messungen von Gruppenmitgliedern grenzen die Streuung auf 4082 bis 4130 m ein. Welche Höhe auch immer; das Fehlen jeglicher Aussicht und ein eisiger Wind vertrieben uns sehr schnell vom Pass.

Gletscher

Eine halbe Stunde nach dem Pass hatte das Wetter ein Einsehen und gönnte uns eine Schneepause für unsere tägliche Brotzeit, bestehend aus Brot, Fischdosen, Äpfel, Paprika und dem Inhalt der mitgebrachten Lunchboxen. Heute wurde dieses Ereignis noch zusätzlich durch eine Salami und ein Stück Käse, spendiert von Angela und Dieter anlässlich ihres Hochzeittages, aufgewertet.

Auf dem Abweg, gerade als das ständige Queren von Geröllhalden langweilig zu werden begann, hatte Yermek den Einfall, ein trockenes Bachbett runterzusteigen, bis wir den Talboden des Tschon - Aksu - Flusses erreichten. Nachdem wir einige Bächlein munter übersprungen hatten, wanderten wir gemächlich, Edelweiß und Enzian, die es hier in rauen Mengen gibt, rücksichtslos niedertrampelnd, unserem Lager zu, wo schon der Nachmittagstee auf uns wartete.

Das Bewusstsein, etwas Großartiges geleistet zu haben, wird eigentlich nur dadurch etwas getrübt, dass unsere Begleiter noch beim Aufweg im Laufschritt und die Pferde hinter sich herziehend überholt haben. Aber was soll's, für einen Westeuropäischen Wohlstandsbürger und Bürositzer war das eine schöne und gelungene Tour. Übrigens: Falls sich jemand fragt, was mich veranlasst, im Alataugebirge einen ellenlangen Aufsatz über eine Wanderung zu schreiben: Ich sitze im Zelt und draußen regnet es.

Nachtrag nach dem Abendessen: Ein Hoch auf Olgas Feldküche. Heute: Dicke Gemüse - Graupen - Suppe (Pferde?) Wurst, Nudeln, Salate.

Danach letztes Konzert unseres hervorragenden Dombra - Spielers.

Thomas 8.Tag

Blitzlichter

  • kann nicht schlafen, Euphorie, atemberaubendes Panorama auf 4.380 m., Bartgeier kreist mit uns auf gleicher Höhe - das muss alles verarbeitet werden (Danke, Yermek)
  • stehe auf, packe, frühstücke als letzter
  • Abstieg ins Tschon Ak Su - Tal über Blockwerk, Grasnarbe
  • Lunchstop auf Bergwiese, dunkelvioletter Rittersporn, gelber Mohn, weißer Augentrost (Danke, Herbert), orangene Freudenrute, zarte rosa Nelken, blauer Enzian, erste Tien Shan Fichten, tausende rotbraune Grasrispen tanzen im Wind; der Wind singt, Heuschrecken zirpen, ein Vogel zwitschert ab und zu, unten rauscht der Fluss; ein Falke kreist, stößt plötzlich hinab, wechselt am Boden flügelschlagend zweimal die Position; selbst die Geröllhalden sind hier bunt, außen hellgrau, dann dunkel violett/rot, innen warmes Ziegelrot (Danke , Jehova, für die vielen Einblicke in Deine Schöpfung voll Liebe und Weisheit)
  • kirgisische Hirten mit Pferden, Schafen, Rindern; Bachüberquerungen
  • interessantes Gespräch über Zen Buddhismus und seine Übungen sowie über Orientierung des Menschen übers Ohr (Danke, Udo)
  • ein frisch geschlachtetes Fohlen vor einem Kirgisenzelt aufgebockt; Gräber; Pilzsammler; ehemalige Desinfektionsstation für Schafe
  • hervorragendes Schmalzgebackenes von Kirgisen erhalten, kleine Jungen erhalten Energieriegel und Luftballons - eine Idylle mit Lastwagen, Lagerfeuer, junger Katze und Hund
  • letzte Bachüberquerung mit Pferden, Matthias schafft beide Furten allein
  • Abschied von fleißigen, liebgewonnenen Begleitern; Natascha; Pferde verstricken sich; Gewitterwolken ziehen auf
  • gespaltener Berg aufgrund Erdbeben 1956 (9 Richter Skala)
  • heiße Busfahrt bis zum Issyk Kul mit Blick auf Zentraltienshan, Haine mit Aprikosen, Walnüssen
  • Hotel (außen sowjetisch aufgemotzt, innen zunächst livrierte Diener, Teppiche, Kristalllüster, TV mit Kommissar Rex, dann Zimmereinrichtung im Stil der Nachkriegszeit, ein Bad.....)
  • Wäsche waschen, zu Hause anrufen (Höhepunkt des Tages) selber duschen (einhändig, die Vorrichtung für die Brause muss mit der anderen Hand festgehalten werden)
  • Haarwaschen mit Erdbeershampoo - Heia Safari!
  • Dollar in Som tauschen; Essen im Hotel (Olga ist besser!!) Omsker Bier (Sibirskaja Korona) schmeckt ausgezeichnet, unser erster Kumys passt ernährungspsychologisch natürlich ausgesprochen gut dazu (leichter Durchfall)
  • Abendspaziergang am Issyk Kul; kleine Jungen fangen begeistert Tschibatschok (sprottenähnliche Fische)
  • Abendessen in der Strandbar, trockener georgischer Rot- und Weißwein (schmeckt), erstklassiges Schaschlik und scharfes chinesisches Fleisch; der Verdacht entsteht, Natascha, nicht ich hätte die extrascharfe Portion erhalten (Danke, Gisela)
  • Schlummertrunk auf dem Zimmer, guter bayrischer Obstler (Danke, Sigi)
  • kann nicht schlafen - laute Diskorhythmen, kirgisischer
    „Tango“ u.a. bilden Polystilistik.

Herbert 9.Tag

Im Bett schlafen ist auch mal wieder schön. Schon bald weckt uns die Sonne, die von einem wolkenlosen Himmel scheint. Vom Zimmer aus sieht man die etwa 120 km entfernten Schneeberge des Himmelsgebirges.

Issykul

Die Badefans lockt schon vor dem Frühstück ein Bad im angenehm warmen Wasser des Issyk Kul und ein Spaziergang im Park, während ich ausschlafen vorziehe und Karten schreibe. Um 10 Uhr ein etwas ungewöhnliches Frühstück mit Nudeln, Spiegelei und „Fleischküchle“ und dazu noch süßen Reisbrei.

Danach ein Besuch im nahen Dorf Bulan Soquttu. Die trostlosen Plattenbauten einer vergangenen Ära sind zum großen Teil nicht mehr bewohnt. Viele Bewohner sind weggezogen, der Rest findet zum größten Teil Arbeit in unserem Hotel ISSYK KUL.

Zusammen mit Dieter habe ich eine Massage gebucht. Von Kopf bis Fuß wurde jeder Körperteil gründlich durchgeknetet, allerdings mit einer Ausnahme. Das Vergnügen wurde durch den intensiven Knoblauchduft der Masseuse noch deutlich gesteigert.

Für etwa 5 Dollar kann man da nicht meckern.

Nach dem Mittagessen um 15 Uhr Abfahrt nach Kurmenty mit dem altersschwachen Hotelbus.

Zuerst bei schönem Wetter mehrere Fotostops eingelegt.

Eine Besichtigung des kleinen Kirchleins von Vater Eugen mit schönen alten Ikonen und naiver Kunst war ein beeindruckendes Erlebnis.

Im nächsten Ort wurde im Basar frisches Obst gekauft. Thomas war der Liebling aller Frauen. Mit dem Versprechen Bilder zu schicken, wurde er mit einem Brot beschenkt. Beim üblichen Abendschauer kamen wir am Zielort an und wurden mit Pferden über zwei Bäche zum Lager gebracht. Mit Freude sahen wir unsere alte Mannschaft und dazu einige neue Gesichter zusammen mit einem großen schwarzen Hund. Beim Abendessen wurden wir mit Olgas guter Küche und frischem Obst verwöhnt.

Nach der „Lagebesprechung“ ging's ab in unsere vertraute Zelte.

Sepp 10.Tag

SeppDer Morgen verspricht, dass wir einen schönen Tag bekommen. Wir haben einen strahlend blauen Himmel. Nur über dem See hängen noch ein paar Wölkchen. Die Nacht war angenehm, +11 Grad im Zelt. Etwa um 9 Uhr marschieren wir los. Es geht gleichmäßig aufwärts. Die Wiesen sind übersäht mit Klee und den blauen Blüten von Oregano. Wir finden Erdbeeren. Sie schmecken herrlich. Wir kommen in die Waldzone, schlanke Fichten wachsen in den Himmel. Durch den Regen der letzten Tage ist der Weg teilweise recht schmierig. Oberhalb der Waldzone nach der Querung von zwei Bächlein machen wir unseren Lunch. Als wir wieder aufbrechen, ziehen gerade die Helfer mit den neuen Pferden an uns vorbei. Der neue Mascha (Oberpferdeführer) muss fußkrank (oder faul) sein, denn selbst in den steilsten Passagen zum Pass steigt er nicht von dem Rücken seines Pferdes. Die letzten 150 Meter zum Kurmenty - Pass bringen uns nochmal ordentlich zum Schwitzen. Aber die Mühe lohnt sich. Der Blick nach allen Seiten ist herrlich.

Beim Blick zurück strahlen die Berge des Zentral - Tien - Shan herüber. Und auf der anderen Seite, unterhalb des kleinen Sees sehen wir bereits unsere Pferde grasen.

Lager
Beim Abstieg entdeckt Yermek einen Steinbock hoch oben in den Felsen. Um etwa 16:30 Uhr erreichen wir nacheinander unser Lager, wo schon heißer Tee oder Kaffee und Kekse auf uns warten. Das Lager auf 3.250 Meter ist auf einer weichen Wiese aufgeschlagen. Da kann nachts kein Stein unter der Matte drücken.

Um 19 Uhr wird es Dinner geben und ich schreibe jetzt, um 18:30 schon, um diesen Tagesbericht zu beenden, es wird mit Sicherheit ausgezeichnet schmecken. Unsere liebe Köchin Olga ist die Garantie dafür.

P.S. Es blieb ein schöner , sonniger Tag. Und für die Photographen gab es extra schöne Wölkchen.

Lucie 11.Tag

Zu unserer letzten Passüberquerung brachen wir - wie schon gewohnt - um 8:45 Uhr auf. Nach 45 Minuten Aufstieg belohnte uns eine großartige Aussicht für die Mühen und der Abstieg zum 2.200 m hoch gelegenen, mittleren Kolsai - See konnte beginnen. Der Pfad führte über Bergwiesen, Wacholderwald und durch Bergwald stetig talwärts. Zunächst säumten viele neue Blumen unseren Weg, im unteren Teil war jedoch eine kleine „Schlammschlacht“ angesagt. Da gestern fast alle ihr Abendessen aufgegessen hatten, blieb das Wetter bis zur Ankunft im Lager richtig schön - blauer Himmel und fast keine Wolken. Damit unser Lager am Ufer des Sees nicht einfach zu erreichen ist, mussten wir zum Schluss einen Fluss auf einem (Gott sei Dank) recht dicken Baumstamm überqueren. Pünktlich zur Ankunft im Lager und zur Teepause ging ein Regenschauer nieder. Trotzdem ließen sich viele - allen voran Yermek - nicht von einem Bad im Kolsai - See abhalten. Thomas verzichtete auf ein Bad, kaufte uns aber 5 Liter Kumys und gab Yermek Flötenunterricht. Abschließend sorgte Sirden, unser Wachhund für Unterhaltung. Er versuchte sich als Torero, musste jedoch aufgeben, * da die Kühe in der Übermacht waren. Nach einem gemütlichen Nachmittag sorgte Olgas Küche für einen gelungenen Abschluss des Trekkingtages.

* Anmerkung: Robert meint, der Kampf ging unentschieden aus.

Bärbel 12.Tag

Nachdem wir im schönen Seecamp gemütlich ausgeschlafen haben, machen wir uns auf, den oberen See zu besuchen.

Der Bergpfad führt uns vorbei an herrlichen, atemraubenden Blumen, Gewürz– und Arzneipflanzen. Nach ca. 2 Stunden erreichen wir den oberen See. Pünktlich fängt es an zu regnen. Von fern grollte ein Gewitter

Kolsai-See
Mittlerer Kolsai-See

Nach dem Essen machen wir uns an den Abstieg. Schlammbespritzt und nass kommen wir im Lager an. Nach wenigen Minuten wird das Wetter besser. Wir können die Sachen trocknen und noch einmal in dem See baden.

Viel Spaß hat uns noch vor dem, wie immer hervorragenden Abendessen ein Reitversuch gemacht.

Zum Abschluss des schönen Tages saßen wir noch gemütlich beim Lagerfeuer.

Matthias 13.Tag

Der Tag beginnt dem Schreiber des Berichts etwas überraschend. Als Olga mit dem Morgentee vor unserem Zelt auftaucht, hätte ich eigentlich noch ganz gerne etwas geschlafen. So musste ich den Seesack in ungewohnter Eile zusammenwürfeln. Ganz kurz nachdem wir losgelaufen sind wird klar, warum Yermek so relativ zeitig aufbrechen wollte: Wir bewegen uns im hohen Fichtenwald auf dem Ho - Ch i - Minh - Pfad, Teil 2, abwärts. Thomas ist von Yermek für heute zum Schlussläufer bestimmt und irgendwann vermeldet er auch, dass uns Udo abhanden gekommen ist. Ausgerechnet Udo. Nach einiger„Lockpfeiferei“ die Yermek auf einer Plastiktüte veranstaltet, sind wir aber bald wieder komplett.

Soweit die teilweise recht alten Fichten einen Blick nach oben erlauben, zeigt sich ein wolkenlos blauer Himmel. Die Nacht zu heute war sternenklar und der Mond sah aus wie voll.

Wir ziehen weiter auf dem Ho - Chi - Minh - Pfad, der Untergrund ist teilweise recht aufgeweicht; an manchen Stellen unter den alten Fichten ist der Boden noch staubtrocken—der gestrige Regen hat ihn nicht erreicht. An einigen Stellen sehen wir Clematis - leider abgeblüht.

Auf einer größeren Wiese hat eine Hirtenfamilie ihr Zelt aufgeschlagen, dies aber nur für einige Monate. Echte Nomaden, die mit ihren Tieren auf Dauer herumziehen, gibt es in Kasachstan nicht mehr. So weiß es Yermek.

Eine Trinkpause machen wir am Ufer des unteren Kolsai - Sees da, wo der K0lsai - Fluss mit mehreren Armen in den See mündet. Oberhalb des linken Seeufers ziehen wir weiter. Der Landschaftscharakter ändert sich nun merklich. Die Berge werden „runder“, Tamarisken werden häufiger. Schließlich endet der untere Kolsai - See an einem kleinen Stauwerk. Oberhalb dieses Punktes liegt eine Art Touristenstation. Hier verlassen wir das Gebiet des Nationalparks, was sich Yermek auf irgendwelchen Papieren bestätigen lässt und wofür die Agentur Kann Tangri auch bezahlen muss. Yermek ist ärgerlich, dass seitens der Nationalparkverwaltung dafür keine Gegenleistung (z.B. Beseitigung von Müll - ein beginnendes Problem) erfolgt.

Wir steigen in Richtung „Plateau“. Am Waldrand hat sich eine Hirtenfamilie niedergelassen. Wir treffen - sagen wir einmal - Großvater und Enkel. Dieter will dem Enkel einen Kreisel vorführen und schenken; Bärbel Buntstifte und Luftballons. Das anfängliche Interesse des Jungen erlischt spontan, als Leute mit Geld auftauchen und Kumys kaufen wollen. Geschäft geht vor Vergnügen.

Die Landschaft hat sich wieder geändert. Wiesen, die offensichtlich lange keinen Regen gesehen haben, bedecken die Berge. Man sieht aber an etlichen Stellen, dass gemäht und Heu gemacht wird.

Mitten auf einer solchen, nicht gemähten Wiese, machen wir Lunchpause und die Sonne meint es sehr gut dazu. Nach dem Lunch geht es in einer guten 3/4 Stunde abwärts zum Kasachischen Dorf Kurmenju. Dort wohnt Dimasch und dort steht das Lager und dort soll das Trekking einen kasachischen Abschluss finden.

Zuerst gibt es - um 16 Uhr - in der „Touristenjurte“ Tee aus dem Samowar, mehrere Sorten in Öl ausgebackenes Gebäck, Hefegebäck, Butter, Schmand, Aprikosenkonfitüre, eine Art Trockenkäse aus Kuhmilch in reichlicher Menge. Für Fans gibt es auch Kumys. Ungewohnt und für manche nur zeitlich begrenzt aushaltbar, ist das Tafeln im Sitzen mit übergeschlagenen Beinen.

Bis zum Abendessen vertreibt sich jeder die Zeit, wie er denn so will. Einige sehen sich den Friedhof an, andere das Dorf Kurmentju. Geprägt ist das Bild von der Abwanderung: leerstehende Häuser, verrottete Maschinen. Es fehlt wohl auch an Arbeits- und Verdienstmglichkeiten.

Kinder

Das Abendessen ist sehr gut: gekochter Hammel auf Reis mit Gemüse und Kräutern, dazu eine hervorragend gewürzte Sauce, etwas Wodka. Als Abschluss Tee. Zum Dessert: siehe Nachmittag. Das Essen beginnt nachdem Dieter - als ältester Mann unserer Gruppe - mit einer interessanten Mischung aus Tischrede und Tischgebet die Tafel eröffnet hat. Er lässt kurz Bilder des Trekkings, persönliche Eindrücke aufleuchten, verbindet dies mit dem Dank an alle jene, denen zu danken ist und bittet schließlich um Gottes Segen für heute und morgen und später.

Gegen 22 Uhr gehen wir - für diese Tour - das letzte Mal zu unseren Zelten.

Sigi 14.Tag

Heute ist Safari angesagt. Nach dem letzten Porridge von Olga besteigen wir unser Geländemobil und es geht los durch Dörfer und vorbei an Wiesen, wo das Gras noch mit der Sense gemäht wird. Die Landschaft erinnert uns an zu Hause und die „Münchner“ erkennen ihre Berge um den Tegernsee wieder.

Später wird die Vegetation immer spärlicher und die Hügel mit zerfallenen Verteidigungsanlagen zeigen uns an, dass wir die Steppe erreicht haben. Schließt man die Augen, dann sieht man neben unserem Aussichtsfahrzeug die blauäugige Wölfin Akbara mit ihrem Gefährten Taschtschajnar nach Beute jagen. Eine unwirtliche Gegend.

Gegen Mittag sehen wir tief eingeschnittene Flusstäler und plötzlich biegt der Fahrer von der Asphaltpiste ab und kurz danach stehen wir in großer Hitze am Eingang zum Canyon.

Canyon

Der Abstieg ist steil und die Hitze nimmt zu. Wir wandern hinab zum Fluss und bestaunen die bizarren Felsformen und versuchen Figuren zu erkennen und vergeben Namen, wie „Indianerkopf“, „liegender Hund“. Trotz der Hitze und Trockenheit wachsen zahlreiche Pflanzen und gibt es Leben in diesem Pizzaofen. So können wir Felshühner beobachten und Yermek erklärt, dass es Schwarzstörche, Gazellen, Schlangen und Skorpione gibt (Udo serviert uns einen zum Mittagessen). Am Fluss, der wirklich ein Fluss ist, machen wir Lunchpause. Danach geht es zurück und ein schweißtreibender Anstieg bringt uns wieder zum Bus, wo es klares Wasser aus dem Kanister zu trinken gibt.

Es geht wieder auf die Asphaltstraße, die schnurgerade auf den Horizont zuläuft. An einer Raststätte machen wir Getränkestop und weiter geht es durch die Steppe, die ohne merklichen Übergang sich in fruchtbare Ebene verwandelt. Um uns ist bewirtschaftetes Land, große Tabakplantagen, Sonnenblumenfelder und dazwischen immer wieder Weideland für Pferde und Kühe.

Am Straßenrand werden Feldprodukte zum Verkauf angeboten und Wagen von Eseln gezogen, bringen die Ernte vom Feld. Yermek erklärt, dass wir uns in dem wegen der Fruchtbarkeit des Bodens reichstem Teil des Landes befinden. Doch wir denken nur noch an das Hotel und kein Basar lockt zum Aussteigen und beim Fotostop bleiben fast alle sitzen. Wir lesen an den Wegweisern die Kilometer bis Almaty und alle sind froh, als wir um 18:30 Uhr das Hotel erreichen.

Zimmerverteilung, Abschied von Olga und zwei Begleitern, Duschen, Abendessen, zwei Bier an der Bar und dann ins Bett.

Sigi 15.Tag

Wir gewöhnen uns wieder an das Großstadtleben und beginnen den Tag mit einer Stadtrundfahrt. Zenkov Kathedrale, Kriegerdenkmal, Straße der Präsidenten, Museum der nationalen Volksinstrumente, Platz der Republik, Nationalmuseum mit goldenem Krieger und Souvenirläden, Koktyube mit Blick auf die Stadt und Berge (in Wolken). Um 13:30 Uhr sind wir wieder im Hotel und stellen fest, dass uns die Besichtigung mehr geschlaucht hat, als das Wandern im Gebirge.

Basar

Ruhen und packen. Um 17 Uhr holt uns Yermek zum Basarbummel ab und es werden Hamsterkäufe getätigt. Danach gibt es das Abschiedsessen in einem tschechischen Restaurant, wo ein Chinese Schaschlik gekocht hat. Ein paar Nachtschwärmer treffen sich noch an der Hotelbar, dann noch einmal das Gepäck überprüfen und wenige Stunden unruhiger Schlaf bis uns um 01:30 Uhr das Telefon weckt.

Sigi 16.Tag

Früh um 2:30 Uhr Schlange stehen am Flughafen. Endlich kommen wir an die Gepäckabfertigung. Es wird das Originalvisa verlangt. Yermek kann es vorzeigen und wir werden relativ zügig abgefertigt und verabschieden uns von Yermek. Als nächstes erwartet uns die Passkontrolle und auch hier wird das Originalvisa verlangt. Spurt in den ersten Raum, doch Yermek ist nicht mehr da! Jetzt wird es spannend. Vorgesetzte tauchen auf - Damen laufen hin und her - Schalter werden geschlossen - unsere Pässe werden eingesammelt. Nach Auffassung der Beamten fehlen Pässe. Gott sei Dank kann Dieter mit seinen Russischkenntnissen die Situation retten. Irgendwann bekommen wir wieder die Pässe und werden schnell abgefertigt.

Lufthansa hat schon eine Änderung des Fluges angesagt, da das Flugzeug in Almaty nicht aufgetankt werden kann. Wir geben die letzten Tenge im Duty-Free und Restaurant aus und starten pünktlich. Im Dunklen fliegen wir nach Baku, wo eine Stunde lang aufgetankt wird. Dann geht es weiter Richtung Frankfurt. Lange begleitet uns die Morgenröte und wir dösen vor uns hin und lassen die Erlebnisse der Reise in uns nachklingen.

Mit zwei Stunden Verspätung kommen wir in Frankfurt an und nach 14 Tagen ohne Zeitgefühl und Ruhe hat uns der europäische Alltag wieder fest im Griff. Alle rennen los, um ihren Anschlussflug- zug zu erreichen und es bleibt keine Zeit für eine Verabschiedung. Die „Münchner Gruppe“ trifft sich am Gate 14 und das erste Weißbier ist fällig.

Mein bisher schönster Trekkingurlaub ist zu Ende. Eine wunderschöne Landschaft, freundliche Menschen und nette Reisekameraden, denen ich für die Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben, danke.

Mannschaft
Unsere Begleitmannschaft - alles Studenten oder Akademiker - immer nett, freundlich, hilfsbereit.
Ein starkes Team!

© Siegfried Neukamm